Politik

RTL/n-tv Trendbarometer Kostenloser ÖPNV kommt bei Bürgern gut an

In großen Städten wie hier in Berlin stößt die Idee eines kostenlosen ÖPNV auf mehr Zustimmung als auf dem Land.

In großen Städten wie hier in Berlin stößt die Idee eines kostenlosen ÖPNV auf mehr Zustimmung als auf dem Land.

(Foto: imago/Future Image)

Um eine Klage der EU abzuwenden erwägt die Regierung, für einige Zeit den öffentlichen Personennahverkehr kostenfrei zu stellen. Bei über der Hälfte der Deutschen kommt die Idee gut an, wie Forsa für RTL und n-tv ermittelt hat.

Die Idee, öffentlichen Nahverkehr kostenlos anzubieten, stößt in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Wie das Meinungsforschungsinstitut Forsa für das RTL/n-tv Trendbarometer ermittelt hat, würden 39 Prozent ihr Auto dann seltener nutzen. 14 Prozent wären sogar bereit, ganz auf das Auto zu verzichten. 45 Prozent gaben dagegen an, ihr Verhalten nicht ändern zu wollen.

Die Bereitschaft, das Auto ganz oder häufiger stehen zu lassen, wenn der Nahverkehr gratis wäre, ist bei Einwohnern größerer Städte stärker ausgeprägt als bei Menschen aus kleinen Gemeinden. Die Ergebnisse im Detail:

Die Bundesregierung erwägt, den öffentlichen Nahverkehr zugunsten besserer Luft zeitweilig kostenlos anzubieten. Deutschland droht eine Klage der EU, weil seit Jahren in vielen Städten Grenzwerte beim Ausstoß von Stickoxiden nicht eingehalten werden - diese gelten als gesundheitsschädlich.

Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am vergangenen Mittwoch allerdings deutlich gemacht, dass es um "zeitweilige" Gratis-Angebote in Kommunen gehe, die unterstützt werden könnten. Angaben zu Zeitplänen, Kosten und der Umsetzung in bestimmten Städten machte er nicht.

Testkommunen sind offen für Projekt

Um den Effekt zu testen, hat die Bundesregierung fünf Testgemeinden bestimmt. So soll ein solches Angebot in Bonn, Mannheim, Reutlingen, Essen und Herrenberg erprobt werden. Die Städte wurden so ausgewählt, dass sie von der derzeitigen Stickoxidbelastung variieren.

Die Bürgermeister dieser Kommunen äußerten sich in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" offen für die Idee. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan von der CDU bezeichnete sie als "interessant". Der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz von der SPD sagte: "Ich könnte mir vorstellen, Familien, die ihr Auto aufgeben, für zwei Jahre unentgeltliche Jahreskarten zu geben."

Laut FAS sind weitere Städte an einem Test der Tariffreiheit interessiert. Neben Hanau nannte das Blatt auch den Mitteldeutschen Verkehrsverbund rund um Halle und Leipzig.

Grüne wollen Gratis-ÖPNV für Minderjährige

In anderen Kommunen hat es solche Tests schon gegeben: In Bad Reichenhall wurde vor zwei Jahren im November und Dezember der Nahverkehr kostenlos angeboten. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Jörg Schmitt sagte der FAS: "Es war super." Nach Ende der Testphase blieben dem ÖPNV zumindest kurzzeitig fünf Prozent mehr Fahrgäste treu.

In der "Bild am Sonntag" erneuerte Fraktionschef Anton Hofreiter die Kritik der Grünen an dem Vorstoß. Er bezeichnete ihn als unausgegoren. Er forderte, dass der ÖPNV nur für Kinder und Jugendliche kostenlos sein sollte. Das sei "machbar und sinnvoll". Finanziert werden solle das aus den derzeitigen Geldern für Schülertickets und aus dem Bundeshaushalt. Parallel dazu sollte jährlich eine Milliarde Euro aufgebracht werden, um den Nahverkehr zunächst bundesweit auszubauen.

Der Grüne Boris Palmer schlägt eine Bürgerabgabe vor, um kostenlosen Nahverkehr zu finanzieren. Dem SWR sagte der Tübinger Oberbürgermeister: "Wir bräuchten nicht einmal das Geld (vom Bund). Es wäre auch schon hilfreich, wenn in einem Gesetz geregelt würde, dass Modellkommunen eine Abgabe von ihren Bürgern erheben dürfen, um den Nahverkehr zu finanzieren." Palmer will Tübingen zu einer Modellstadt für kostenlosen Nahverkehr machen. Ein fertiges Konzept dafür liege vor.

Quelle: ntv.de, jog

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