Politik

Inszeniertes Verfahren? Kreml-Kritiker aus Hausarrest entlassen

Der Regisseur Kirill Serebrennikow wurde im August 2017 zu Hausarrest verurteilt.

Der Regisseur Kirill Serebrennikow wurde im August 2017 zu Hausarrest verurteilt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Eineinhalb Jahre steht ein russischer Kreml-Kritiker unter Hausarrest. Ungeachtet internationalen Protests verlängert die Justiz die Strafe gegen Kirill Serebrennikow vergangene Woche erneut. Doch nun kommt der bekannte Regisseur überraschend frei.

Der russische Regisseur und Kreml-Kritiker Kirill Serebrennikow ist überraschend nach rund anderthalb Jahren aus dem Hausarrest in Moskau entlassen worden. Der 49-Jährige darf die Stadt aber nicht unerlaubt verlassen. In einer Mitteilung des Gerichts heißt es, der Regisseur müsse bei der Polizei um Erlaubnis bitten, wenn er Moskau verlassen will. Sein Reisepass ist eingezogen.

Serebrennikow sagte nach der Entscheidung, dass er nun wieder ungehindert arbeiten wolle. Menschenrechtler begrüßten die Entscheidung des Gerichts. Die Justiz hatte ungeachtet internationalen Protests erst in der vergangenen Woche den Hausarrest um weitere drei Monate verlängert.

Das Verfahren gegen den Kino- und Theaterregisseur steht international als inszeniert in der Kritik. Filmstars, Theaterschaffende und Politiker hatten Russland immer wieder aufgefordert, die Verfolgung liberaler Künstler zu beenden, darunter aus Deutschland auch der Regisseur Volker Schlöndorff und die Schauspielerin Nina Hoss.

Regisseur arbeitete aus seiner Wohnung heraus

Die russische Justiz wirft Serebrennikow sowie weiteren Angeklagten weiterhin die Veruntreuung staatlicher Fördermittel in Millionenhöhe vor. Der Regisseur weist das zurück. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt beantragt, den Künstler auch künftig in seiner Wohnung festzuhalten, um weitere offene Fragen zu klären. Immer wieder gab es Vorwürfe, die Ermittler hätten nichts in der Hand gegen Serebrennikow. Nun machte das Gericht die Entscheidung der Vorwoche überraschend rückgängig.

Serebrennikow arbeitete trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit in seiner Wohnung. So führte die Staatsoper Hamburg im März seine Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper "Nabucco" auf. Auch die Oper Stuttgart und weitere Häuser hatten Aufführungen trotz Abwesenheit des Regisseurs auf die Bühne gebracht. Ende März erhielt er den renommierten russischen Filmpreis "Nika" - für die beste Regie. Der Film "Leto" erzählt die Geschichte des sowjetischen Rockstars Viktor Zoi. Er wurde auch in Deutschland gezeigt.

Quelle: ntv.de, joh/dpa/AFP

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