Politik

"Ungewöhnliche Feier" Kreml bereitet Nawalny trostloses Silvester

Rund um die Uhr kamaraüberwacht: Nawalny sitzt in der Strafkolonie 6 ein.

Rund um die Uhr kamaraüberwacht: Nawalny sitzt in der Strafkolonie 6 ein.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Weil Nawalny sich ein paar Minuten zu früh das Gesicht gewaschen hat, wird er am 31. Dezember in verschärfte Strafhaft verlegt, tagelang. Mit bitterer Ironie schildert der Kreml-Kritiker sein trostloses Silvesterfest. Sein Anwalt schlägt dagegen Alarm. Sein Mandant sei inzwischen ernsthaft krank.

Der seit fast zwei Jahren inhaftierte russische Kremlkritiker Alexej Nawalny hat eigenen Angaben zufolge Silvester in einer Strafzelle verbracht. Die Gefängnisverwaltung habe am 31. Dezember beschlossen, ihn wegen eines Regelverstoßes 15 Tage in die Strafzelle zu verlegen, schrieb Nawalny in einer Nachricht an seine Anwälte, die sein Team auf Instagram veröffentlichte. Ihm wurde demnach vorgeworfen, sich morgens früher als vorgeschrieben gewaschen zu haben.

"So wurden meine Pläne für ein schickes Neujahr ruiniert", schrieb Nawalny ironisch und fügte hinzu, dass er für diesen Anlass eine Tüte Kartoffelchips und eine Dose Fisch aufgehoben hatte. Eigenen Angaben zufolge verbrachte der Kremlkritiker die Silvesternacht mit zwei anderen Häftlingen, von denen einer "psychotisch" gewesen sei und "schrie", der andere, ein Obdachloser, sei traurig gewesen. Allerdings endete die "Feier" vorzeitig: Erstmals seit seiner Kindheit habe er Neujahr verschlafen - weil die Bestimmungen Bettruhe ab 21 Uhr vorsehen. "Insgesamt bin ich zufrieden", fügte er hinzu. "Andere Menschen zahlen Geld dafür, um irgendwie auf ungewöhnliche Weise Silvester zu feiern - und ich habe das kostenlos bekommen."

"Keine Versorgung mit Medikamenten"

Der Oppositionspolitiker war im Januar 2021 verhaftet worden. Zuvor war er von Deutschland, wo er sich von einem Giftanschlag erholt hatte, zurück nach Russland geflogen. Später wurde Nawalny wegen Betrugs zu neun Jahren Haft verurteilt. Er weist die Vorwürfe zurück. Im Oktober vergangenen Jahres gab er bekannt, dass neue Anklagen gegen ihn vorliegen würden, die mit bis zu 30 Jahren Haft geahndet werden könnten.

Nawalnys Anwalt Wadim Kobsew äußerte sich weniger humoristisch. Er twitterte, sein Mandant sei erkrankt und leide unter Fieber, Schüttelfrost und Husten. Bislang sei es noch nicht gelungen, ihn mit Medikamenten zu versorgen. Nawalnys Unterstützer sind überzeugt, dass die Gründe, mit denen der 46-Jährige immer wieder in Strafhaft verlegt wird, nur vorgeschoben sind, um seinen Willen zu brechen.

Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa

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