Putin-Sprecher gibt Interview Kreml räumt "bedeutende Verluste" ein
07.04.2022, 19:12 Uhr
Putins Angriffskrieg in der Ukraine verläuft nicht nach Plan. Der Widerstand der ukrainischen Truppen bremst nicht nur die russische Offensive aus, sondern kostet viele Soldatenleben. Kreml-Sprecher Peskow äußert nun erstmals sein Bedauern.
Russland beklagt nach eigenen Angaben viele Tote bei seinem vor sechs Wochen begonnenen Angriffskrieg in der Ukraine. "Wir haben bedeutende Verluste, das ist eine gewaltige Tragödie für uns", sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, dem britischen Sender Sky News. Zuletzt hatte Russland von 1351 getöteten Soldaten gesprochen, weitere 3825 seien verwundet worden. Zu aktuellen Opferzahlen machte Peskow keinen konkreten Angaben.
Die russischen Streitkräfte haben ihren Angriffskrieg am 24. Februar gestartet. Die Offensive geriet angesichts des erbitterten Widerstands der ukrainischen Armee allerdings schnell ins Stocken. US-Geheimdienste schätzen die Verluste der russischen Armee hoch ein und sprechen von bis zu 15.000 toten Soldaten.
Auf die Frage, ob der Krieg angesichts der Zahl der verlorenen Truppen eine Demütigung für Russland gewesen sei, sagte Peskow: "Nein, das ist ein falsches Verständnis dessen, was vor sich geht." Die Geschichte der Ukraine sei 2014 während eines "illegalen Staatsstreichs" verändert worden, sagte Peskow in Bezug auf die damaligen Parlamentswahlen. Das Land sei "anti-russisch" geworden und "alles, was in der Ukraine geschah, richtete sich danach gegen unser Land", fügte er hinzu.
Peskow spricht von "gutem Willen"
Zudem behauptete der Kremlsprecher, die russischen Truppen seien aus den ukrainischen Gebieten Kiew und Tschernihiw zurückgezogen worden, um "guten Willen" während der Verhandlungen über einen Frieden zu zeigen. Mit Blick auf Mariupol sagte Peskow, die umkämpfte südostukrainische Hafenstadt sei Teil der von Moskau anerkannten "Volksrepubliken". "Mariupol wird von nationalistischen Bataillonen befreit werden, hoffentlich früher als später", sagte Peskow. Der Kremlsprecher nannte mutmaßlich von Russen begangene Kriegsverbrechen in Mariupol, etwa den Angriff auf eine Geburtsklinik, aber auch im Kiewer Vorort Butscha "Fake".
Trotz Berichten von Augenzeugen und Satellitenaufnahmen besteht Russland darauf, mit der Ermordung Hunderter Menschen in Butscha nichts zu tun zu haben. "Es sollte alles genau untersucht werden", sagte Peskow. Zuvor müsse aber das Format dieser internationalen Untersuchung geklärt werden. Es habe viele Fälle zuletzt gegeben, bei denen Russland nicht einbezogen worden sei. Peskow betonte, ukrainische Nationalisten hätten grausame Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübt. Dafür gebe es Augenzeugen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa