"Wir können sie nicht ersetzen" Kretschmann will kein Ende der SPD
28.12.2018, 15:57 Uhr
Laut Kretschmann wäre ein Verschwinden der SPD "ein dramatischer Verlust" für Deutschland.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Absturz der SPD in den Umfragen beschäftigt auch Baden-Württembergs Regierungschef Kretschmann. Er wendet sich gegen strategische Überlegungen mancher Grüner, die Sozialdemokraten weitgehend überflüssig zu machen.
Nach Ansicht des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann können die Grünen die SPD im deutschen Parteiensystem nicht dauerhaft ersetzen. "Die Grünen können nicht einfach an die Stelle der SPD treten", sagte der 70-Jährige dem Berliner "Tagesspiegel".
"Natürlich darf man als Partei der Ökologie das Soziale nicht aus den Augen verlieren, aber wir sind nicht die Partei der Verteilungsgerechtigkeit gewesen, sondern der Chancengerechtigkeit." Der Grünen-Politiker wandte sich damit indirekt gegen strategische Überlegungen in den eigenen Reihen, die SPD weitgehend überflüssig zu machen.
Wenn die Sozialdemokratie in Deutschland verschwinden würde, wäre das "ein dramatischer Verlust", warnte Kretschmann. Themen wie die Wohnungsnot in Ballungsräumen könnten enorme soziale Sprengkraft entfalten. Da werde eine Kraft gebraucht, "deren Kernthema seit eh und je der soziale Ausgleich ist, und die dabei den Blick für die Realitäten nicht verliert".
In der Auseinandersetzung mit der rechtspopulistischen AfD ist laut Kretschmann "eine vernünftige Sozialdemokratie wichtiger denn je". Der Kampf gegen die AfD werde ohne die SPD nicht gelingen: "Wir müssen verhindern, dass soziale Fragen national beantwortet werden."
Im jüngsten RTL/n-tv Trendbarometer liegen die Grünen auf Bundesebene bei 20 Prozent und sind damit zweistärkste politische Kraft hinter der Union. Die Sozialdemokraten liegen derzeit bei 14 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2017 hatten sie mit ihrem Spitzenkandidaten Martin Schulz noch 20,5 Prozent erzielt. Die AfD liegt derzeit bei 13 Prozent.
Quelle: ntv.de, wne