Tausende müssen umziehen Krim-Behörden vertuschen Chemieunglück
06.09.2018, 23:52 Uhr
Zahlreiche Menschen sind von dem Chemieunglück auf der Krim betroffen.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Zahlreiche Menschen klagen über Hustenanfälle und Augenreizungen. Eine ölige Flüssigkeit bedeckt Autos. Trotz dieser Alarmsignale ordnen die Behörden erst nach mehreren Tagen eine Evakuierung der Krim-Stadt Armjansk an.
Auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind nach einem offenbar tagelang vertuschten Chemieunglück Tausende Menschen evakuiert worden. Die Stadt Armjansk im Norden der von Russland annektierten Halbinsel mussten fast 4000 Menschen verlassen, darunter viele Kinder, wie die Behörden mitteilten. Bereits am Mittwoch hatte Vize-Gesundheitsminister Valentin Sawtschenko gesagt, vier Menschen würden im Krankenhaus behandelt.
Auslöser ist offenbar ein Vorfall in der Chemiefabrik "Krimski Titan" in Armjansk. Dort waren nach Angaben des Gouverneurs der Krim, Sergej Aksjonow, bereits in der Nacht vom 23. auf den 24. August chemische Stoffe in die Luft gelangt. Am folgenden Tag machten in den sozialen Netzwerken Nachrichten von Hustenanfällen und Augenreizungen die Runde, Fotos zeigten unter anderem mit einer öligen Flüssigkeit bedeckte Autos.
Die Behörden ordneten aber erst am vergangenen Dienstag Evakuierungen an - nach Protesten Hunderter Menschen in Armjansk. Die Produktion der Chemiefabrik wurde für zwei Wochen ausgesetzt.
Das Werk mit fast 5000 Mitarbeitern produziert in erster Linie Titandioxid für die chemische Industrie. Es nützt einen künstlichen See, um Schwefelsäure zu verdünnen. Seit die ukrainische Regierung den Versorgungskanal zu dem See sperrte, ist der Wasserpegel aber gesunken. Dadurch steigt das Risiko, dass giftige Stoffe in die Umwelt gelangen. Krim-Gouverneur Aksjonow machte deswegen die Ukraine für das Chemieunglück verantwortlich.
Dagegen warf der ukrainische Präsident Petro Poroschenko der russischen Armee vor, die Verantwortung für die "Umweltkatastrophe" zu tragen. Russisches Militärtraining habe "zur Zerstörung von Schutzmechanismen für die Umwelt" geführt.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP