Politik

Wer ist der Attentäter von Istanbul? Kurden weisen Verantwortung von sich

Vor dem Eingang des "Reina" werden als Zeichen der Trauer rote Nelken niedergelegt.

Vor dem Eingang des "Reina" werden als Zeichen der Trauer rote Nelken niedergelegt.

(Foto: REUTERS)

Mit einem Großaufgebot suchen türkische Sicherheitskräfte nach dem Attentäter aus dem Istanbuler Nachtclub "Reina". Ein Bekenntnis zu dem Anschlag gibt es noch nicht. Kurdische Extremisten wollen es nicht gewesen sein. Unter den Toten befinden sich viele Ausländer.

Mit einem massiven Aufgebot suchen die türkischen Sicherheitsbehörden den flüchtigen Täter aus dem Istanbuler Nachtclub "Reina". Ministerpräsident Binali Yildirim ließ in einem Statement offen, in welche Richtung ermittelt werde, er sprach lediglich von einem "bewaffneten Terroristen".

Die Ermittler arbeiteten "mit Nachdruck" daran, den Täter zu identifizieren, sagte Yildirim. Innenminister Süleyman Soylu sagte, der Attentäter habe sein Gewehr unter einem Mantel verborgen und womöglich die Kleidung gewechselt, bevor er den Club verließ. "Ich hoffe, er wird schnell gefasst, so Gott will."

Zuletzt hatte es in der Türkei immer wieder Anschläge gegeben, die auf das Konto des Islamisches Staates oder kurdischer Extremisten gingen. Im Falle des Nachtclub-Anschlags vermieden die Behörden zunächst Schuldzuweisungen, sie benannten keine Verdächtigen.

Von kurdischer Seite wurde die Verantwortung für das Attentat abgewiesen. Die Agentur Firat, die der verbotenen Kurdenpartei PKK nahesteht, zitierte deren Chef Murat Karayilan mit der Aussage, dass keine kurdische Gruppierung hinter der Tat stecke.

Keine deutschen Opfer

Eine Mitarbeiterin des "Reina" wenige Stunden nach dem Anschlag.

Eine Mitarbeiterin des "Reina" wenige Stunden nach dem Anschlag.

(Foto: REUTERS)

Bei dem Anschlag waren am Silvesterabend 39 Menschen getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, bei den Toten handele es sich um 25 Männer und 14 Frauen. Unter den bisher 35 identifizierten Todesopfern waren demnach 11 türkische Staatsangehörige und 24 Ausländer.

Die türkische Familienministerin Fatma Betul Sayan Kaya sagte, es seien vor allem Bürger arabischer Staaten unter den Opfern. Nach amtlichen Angaben waren unter den Getöteten Staatsbürger Belgiens, Frankreichs, Tunesiens, Israels, Indiens, Saudi-Arabiens, des Libanon, Jordaniens, des Irak und Libyens. Deutsche Opfer sind nicht bekannt.

Der Attentäter hatte früh am Neujahrstag laut türkischen Behörden zunächst einen Polizisten und einen Zivilisten erschossen, dann tötete er wahllos Partygäste im Club "Reina". Der Attentäter attackierte den bei Prominenten und Touristen beliebten Nachtclub am Bosporus-Ufer, als das neue Jahr in der Türkei gerade einmal eine gute Stunde alt war. In dem auf der europäischen Seite von Istanbul gelegenen Club mit mehreren Restaurants und Tanzflächen hielten sich zur Silvesterfeier bis zu 800 Menschen auf.

"Sie wollen die Moral unseres Landes zerstören und Chaos verbreiten, indem sie mit diesen schändlichen Angriffen gezielt Zivilisten attackieren", erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Die Türkei sei aber entschlossen, "den Kampf gegen den Terror" fortzusetzen.

Erinnerungen an das Bataclan

Der Clubbesitzer Mehmet Kocarslan verurteilte den Angriff. "Unser Herz blutet", schrieb er auf seiner Facebookseite. Das Attentat weckte auch Erinnerungen an die islamistische Attentatserie in Paris vom November 2015, als allein in der Pariser Konzerthalle Bataclan dutzende Menschen getötet wurden.

International wurde das Attentat scharf verurteilt. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete in einem Beileidschreiben an Erdogan das Attentat als "menschenverachtenden und hinterhältigen Anschlag". Auch Bundespräsident Joachim Gauck äußerte "Trauer und Entsetzen" über die "perfide Tat". Papst Franziskus verurteilte in seinen Neujahrswünschen die Gewalt in Istanbul.

Das "Reina" ist eine der schicksten Adressen in Istanbul und bei Prominenten sehr beliebt. Nur wenige hundert Meter weiter fanden die offiziellen Silvesterfeierlichkeiten statt. Wegen der Anschlagsgefahr waren in Istanbul 17.000 Polizisten im Einsatz, es galten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen in der Innenstadt.

Quelle: ntv.de, chr/AFP

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