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Unter staatlicher Aufsicht Lehrerverband will Islamunterricht einführen

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Bundesweit gibt es rund 1,6 Millionen muslimische Schülerinnen und Schüler.

Bundesweit gibt es rund 1,6 Millionen muslimische Schülerinnen und Schüler.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen stattfinden soll. Bedarf ist zumindest da. Viele muslimische Eltern wünschen sich laut dem Präsidenten des Lehrerverbands einen aufgeklärten Islamunterricht für ihre Kinder - abseits von der Türkei oder dem Iran gestellten Imamen.

Der Deutsche Lehrerverband hat eine staatliche Ausbildung von Islamlehrern in allen Bundesländern für den Unterricht an Schulen gefordert. "Wir müssen einen Islamunterricht unter staatlicher Aufsicht aufbauen", sagte Lehrerverbandspräsident Stefan Düll der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Die Erteilung eines verpflichtenden Ethikunterrichtes sei vielen muslimischen Eltern nicht ausreichend, sagte Düll weiter. "Vielmehr drücken sie immer wieder ihren Wunsch aus, dass ihre Kinder eine islamische Unterweisung unter staatlicher Aufsicht, gerne auch an der Schule, erhalten." Vor der Qualität von außerschulischen Angeboten und den dort vermittelten Werten hätten sie häufig "berechtigte Sorge", sagte Düll weiter.

Die Eltern wollten laut Düll ihre Kinder "im Sinne eines aufgeklärten Islam erziehen und dabei professionelle Unterstützung, aber keine Unterweisung, die von anderen Staaten wie der Türkei oder dem Iran kontrolliert wird". Deshalb müssten Angebote unter staatlicher Aufsicht im Sinne des Grundgesetzes geschaffen werden, forderte Düll.

15 Prozent der Schüler sind muslimisch

Aktuell sind rund 1,6 Millionen Schüler bundesweit muslimischen Glaubens, das sind etwa 15 Prozent aller Schüler in Deutschland - und die Zahl nimmt zu. Viele Bundesländer haben auf den veränderten Bedarf bereits reagiert und bieten seit einigen Jahren im Rahmen von Modellversuchen Islamkundeunterricht an. Die Idee dahinter: Der Unterricht wird im Gegensatz zu dem in Moscheen auf Deutsch angeboten, Lehrer haben eine staatliche pädagogische Ausbildung. Und der Unterricht soll einen Beitrag zur Integration leisten.

Das Problem ist bislang jedoch, dass es bislang kaum Lehrer gibt, die für den Islamunterricht speziell ausgebildet sind. Außerdem ist der Islam nicht gleich Islam. Es gibt unterschiedliche Richtungen, verschiedene Vertretungen in Deutschland - nur eines gibt es nicht: einen Verband, der für alle Muslime in Deutschland sprechen kann. Somit fehlt der Ansprechpartner für die Ausgestaltung der religiösen Inhalte.

Quelle: ntv.de, hny/AFP

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