Ende der Polit-Dynastie Letzter Kennedy verliert politisches Amt
02.09.2020, 12:29 Uhr
Joe Kennedy III. ist der Großneffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy.
(Foto: picture alliance/dpa)
Es ist das Ende einer Ära: Seit über 70 Jahren bekleiden Mitglieder der Kennedy-Familie in den USA politische Ämter. Nun verliert mit Joe Kennedy III. der letzte der Polit-Dynastie eine Wahl und muss auch seinen Sitz im Repräsentantenhaus abgeben.
In den USA wird ab Januar voraussichtlich kein Mitglied der legendären Kennedy-Dynastie mehr ein politisches Mandat ausüben. Der 39-jährige Joe Kennedy III. hat die Vorwahl der Demokraten für einen Sitz im US-Senat im Bundesstaat Massachusetts verloren - eine Premiere für ein Mitglied der Kennedy-Familie in deren Heimatstaat. Kennedy unterlag gegen den amtierenden Senator und Parteikollegen Ed Markey.
Weil der 39-jährige Großneffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy wegen seiner Senats-Kandidatur nicht für eine weitere Amtszeit im Repräsentantenhaus kandidieren darf, wird er im Januar sein Amt als Abgeordneter abgeben müssen. Damit wird kein Mitglied der Kennedy-Familie mehr ein politisches Mandat innehaben.
Er habe seinem Konkurrenten Markey gratuliert und ihm seine "Unterstützung" beim Wahlkampf in den kommenden Monaten zugesichert, sagte Kennedy. Die Stimmenauszählung war noch nicht beendet, Markey führte aber deutlich mit 53,5 Prozent vor Kennedy mit 46,5 Prozent.
Legendäre Politik-Familie und Kennedy-Fluch
Kennedy wurde 2013 in das US-Repräsentantenhaus gewählt. Der Enkel des ermordeten früheren Justizministers Robert F. Kennedy trat damit in vierter Generation der Familie ein politisches Amt an. Für die Kennedy-Familie ist sein Ausscheiden eine historische Zäsur. Seit 1947 hat - mit Ausnahme von zwei Jahren - immer ein Kennedy ein gewähltes politisches Amt in den USA ausgeübt.
Sein Kontrahent Markey ist ein politischer Veteran, der 37 Jahre lang als Abgeordneter im Repräsentantenhaus gearbeitet hatte, bevor er 2013 in den Senat gewählt wurde. Der 74-Jährige gehört zum progressiven Flügel der Demokratischen Partei. Er wird unter anderem unterstützt von der aufstrebenden progressiven Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez, mit der Markey den sogenannten Green New Deal gegen den Klimawandel ausgearbeitet hatte.
Die Kennedy-Familie ist in den USA legendär. Ihre politischen Erfolge wurden jedoch stets auch von einer ungewöhnlichen Zahl an Schicksalsschlägen begleitet. Oft ist sogar von einem Fluch die Rede. Zwei Familienmitglieder kamen bei Attentaten ums Leben: John F. Kennedy, damals US-Präsident, wurde 1963 in Dallas erschossen. Sein Bruder Robert F. Kennedy, der damals gerade im Vorwahlkampf der Demokraten um die Präsidentschaft warb, wurde 1968 in Los Angeles nach einem Wahlkampftermin angeschossen und starb einen Tag danach. Insgesamt vier Mitglieder des Clans kamen bei Flugzeugabstürzen ums Leben, einer überlebte einen Absturz. Zwei Kennedys nahmen eine tödliche Überdosis Drogen, ein weiterer hatte einen Skiunfall. Zuletzt waren Maeve Fahey Townsend, Enkelin von Robert F. Kennedy, und ihr Sohn Gideon im April 2020 bei einem Unfall mit einem Kanu ums Leben gekommen.
Quelle: ntv.de, bea/AFP/dpa