Nach erneutem Beschuss Letzter Reaktor in Saporischschja geht vom Netz
05.09.2022, 17:10 Uhr
Zwei Experten der IAEA befinden sich derzeit zur Beobachtung der Sicherheitslage im AKW Saporischschja.
(Foto: IMAGO/NurPhoto)
Wieder wird die Region Saporischschja beschossen und dabei eine Leitung zwischen Atomkraftwerk und ukrainischem Stromnetz beschädigt. Damit ist die Verbindung zum letzten noch arbeitenden Reaktor getrennt. Laut Betreiber läuft die Kühlung ohne Notstrom weiter.
Im von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist der letzte noch arbeitende Reaktor vom Netz genommen worden. Dies teilte der staatliche ukrainische Betreiber Energoatom über Telegram mit. Grund sei ein durch Angriffe ausgelöstes Feuer, das eine Stromleitung zwischen dem Kraftwerk und dem ukrainischen Stromnetz beschädigt habe.
Trotz Trennung des Reaktorblocks vom Netz lief die Kühlung nach Darstellung des Betreibers ohne Notstromgeneratoren weiter. Block 6, der den Eigenbedarf von Europas größtem Atomkraftwerk deckt, sei in Betrieb, sagte ein Sprecher von Energoatom. Die Dieselgeneratoren für Notstrom seien nicht angeschaltet worden.
Erst am Samstag war nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die letzte verbliebene Hauptstromleitung zwischen dem Kraftwerk und dem ukrainischen Stromnetz gekappt worden - ebenfalls nach Bombardements in der Zone. Die Verbindung zum Stromnetz wurde demnach über eine Reserveleitung aufrechterhalten.
Laut IAEA verfügte das AKW ursprünglich über vier Hauptleitungen zum ukrainischen Stromnetz. Drei davon seien schon "früher während des Konflikts" abgeschnitten worden. Zuletzt produzierte laut IAEA nur noch einer von sechs Reaktoren des AKW Strom "sowohl für die Kühlung als auch für andere wesentliche Sicherheitsfunktionen der Anlage und über das Stromnetz für Haushalte, Fabriken und andere".
Zur Beobachtung der Sicherheitslage befinden sich aktuell zwei Experten der IAEA im Kraftwerk. Das sich seit Wochen häufende Artilleriefeuer auf das Kraftwerksgelände hatte international die Angst vor einer Atomkatastrophe steigen lassen. Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig den Beschuss des Kraftwerksgeländes und der Umgebung vor. Saporischschja, das größte Atomkraftwerk Europas, war kurz nach dem Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine Anfang März erobert worden.
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP/rts