Politik

"Gehört vor Gericht" "Lifeline"-Kapitän fordert Rücktritt Seehofers

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Claus-Peter Reisch muss sich in Malta vor Gericht verantworten.

(Foto: dpa)

Der Kapitän des Rettungsschiffes "Lifeline" ist vorübergehend nach Deutschland zurückgekehrt. Nun übt er scharfe Kritik an der Politik von Bundesregierung und EU. Innenminister Seehofer müsse zurücktreten, sagt er, weil er Menschen ertrinken lasse.

Der in Malta angeklagte deutsche Kapitän des Flüchtlings-Hilfsschiffes "Lifeline", Claus-Peter Reisch, ist wieder in Deutschland. Er landete mit einem Flugzeug in München. Reisch muss allerdings am 30. Juli wieder zurück in Malta sein, wo ihm nach einer Rettungsaktion für Flüchtlinge vor der libyschen Küste der Prozess gemacht wird.

"Lifeline"-Kapitän Reisch bei der Ankunft in München. Das Verhalten der EU nennt er "schäbig".

"Lifeline"-Kapitän Reisch bei der Ankunft in München. Das Verhalten der EU nennt er "schäbig".

(Foto: picture alliance/dpa)

In einer von der Organisation "Lifeline" schriftlich verbreiteten Erklärung griff Reisch Bundesinnenminister Horst Seehofer scharf an. Er warf Seehofer vor, Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen zu wollen. "Er will die Rettungsorganisationen vor Gericht stellen", erklärte der Kapitän. Tatsächlich sei der Minister aber ein Täter. "Er gehört vor Gericht. Er muss zurücktreten."

Reisch nannte es beschämend, dass die Europäische Union mehr zum Verhindern von Seenotrettung unternehme als gegen das Sterben im Mittelmeer. Hätte die "Lifeline" die Flüchtlinge einfach ertrinken lassen, würde er jetzt wohl nicht vor Gericht müssen, erklärte der Kapitän. Dies sei "schäbig und eine Gefahr für die Demokratie". Mindestens 277 Menschen seien ertrunken, seit die Rettungsschiffe auf Malta festgesetzt sind.

Die "Lifeline" hatte im Juni 234 Flüchtlinge vor der libyschen Küste gerettet und war danach tagelang über das Mittelmeer geirrt, weil Italien und Malta zunächst ein Anlegen verweigerten. Schließlich durfte das Schiff in Malta anlegen, wurde aber von den Behörden beschlagnahmt.

Den Flüchtlingshelfern wird vorgeworfen, sich bei der Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer behördlichen Anweisungen widersetzt und gegen internationales Recht verstoßen zu haben. Kapitän Reisch wurde mehrfach von der Polizei vernommen und vergangene Woche vor Gericht gestellt. Die Dresdner Hilfsorganisation "Lifeline" bestreitet jegliches Fehlverhalten.

Quelle: ntv.de, psa/dpa/AFP

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