Kritik an der eigenen Partei Liz Cheney nennt Trump "innenpolitische Bedrohung"
30.06.2022, 22:14 Uhr
Cheney während ihrer Rede in Kalifornien. Die 55-Jährige ist die Tochter des ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney.
(Foto: AP)
Unter den Republikanern ist Liz Cheney eine der lautesten Kritikerinnen Donald Trumps. Als Vize-Vorsitzende eines Ausschusses im Kongress untersucht sie die Rolle des Ex-Präsidenten beim Sturm aufs US-Kapitol. Nun findet sie deutliche Worte für ihren Parteikollegen.
Die US-Kongressabgeordnete Liz Cheney hat Ex-Präsident Donald Trump als "eine innenpolitische Bedrohung" bezeichnet, mit der das Land noch nie zuvor konfrontiert gewesen sei. Das berichtet unter anderem die "New York Times". Cheney, die wie Trump der republikanischen Partei angehört, ist stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses, der den Sturm auf das US-Kapitol in Washington vom 6. Januar 2021 untersucht.
Trump versuche, "die Fundamente unserer konstitutionellen Republik aufzulösen", sagte Cheney in einer Rede in der Ronald Reagan Presidential Library im kalifornischen Simi Valley. Er sei "mit der Rechtsstaatlichkeit in den Krieg gezogen". Die Abgeordnete aus Wyoming ist seit Trumps Wahlniederlage 2020 eine seiner parteiintern lautesten Kritikerinnen. Ihr Vater ist der frühere US-Vizepräsident Dick Cheney.
Die 55-Jährige kritisierte auch ihre eigene Partei. Trump werde "von republikanischen Führern und gewählten Beamten unterstützt, die sich zu willigen Geiseln dieses gefährlichen und irrationalen Mannes gemacht haben". Sie betonte: "Selbst nach allem, was wir gesehen haben, unterstützen sie seine Lügen." Der ehemalige Präsident behauptet weiterhin, die Wahl im Jahr 2020 sei ihm "gestohlen" worden. Damals unterlag er dem heutigen Präsidenten Joe Biden.
Die Republikaner müssten sich entscheiden, sagte Cheney: Sie könnten "nicht gleichzeitig Donald Trump und der Verfassung gegenüber loyal sein". Die Republikanerin hat eine eigene Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 bislang nicht ausgeschlossen. Wegen ihrer Kritik an Trump ist sie jedoch in weiten Teilen ihrer Partei isoliert, im vergangenen Jahr verdrängten die Republikaner sie aus der Fraktionsspitze im Repräsentantenhaus. Dass Trump 2024 kandidieren wird, gilt als wahrscheinlich, auch wenn er sich öffentlich noch nicht festgelegt hat.
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Erstürmung des Kapitols hatte Trump für die Ereignisse vom 6. Januar 2020 verantwortlich gemacht. So sagte der Ausschussvorsitzende Bennie Thompson, Trump habe die Demonstranten "angestachelt". Der Sturm auf das Kongressgebäude sei "der Höhepunkt eines Putschversuchs" gewesen. Auch Zeugen belasteten den 76-Jährigen.
Quelle: ntv.de, mbe