Kreml will mehr Kontrolle London: Russland würde Wagner-Gruppe gerne ersetzen
04.04.2023, 09:58 Uhr Artikel anhören
Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, zeigt sich immer wieder an der Front.
(Foto: via REUTERS)
Die Wagner-Gruppe ist für Russland eine wichtige Stütze im Krieg gegen die Ukraine. Dabei liegt die Kontrolle der Söldner vorwiegend beim Chef der Gruppe, Prigoschin, der sich seit Langem eine Fehde mit dem Verteidigungsministerium liefert. Entsprechend wünscht sich der Kreml konformere Söldner-Einheiten.
Russland plant nach Informationen britischer Geheimdienste den Aufbau weiterer Söldner-Truppen für den Krieg gegen die Ukraine. Ziel sei, die Wagner-Gruppe in ihrer "bedeutenden" Rolle zu ersetzen, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Die militärische Führung Russlands wolle wegen der "hochkarätigen Fehde" zwischen dem Verteidigungsministerium und Wagner eine Privatarmee, die sie besser kontrollieren könne. "Allerdings erreicht derzeit keine andere bekannte russische Privatarmee die Größe oder Kampfkraft von Wagner", hieß es.
Grundsätzlich findet Russland den Einsatz privater Söldner in der Ukraine dem britischen Ministerium zufolge nützlich. Diese würden besser zahlen und seien effizienter als die reguläre Armee. Zudem habe die russische Führung vermutlich den Eindruck, dass Verluste der privaten Truppen von der Gesellschaft eher toleriert würden als tote und verwundete reguläre Soldaten, hieß es in London.
Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hatte immer wieder Kritik an der militärischen Führung im Kreml geübt, die auch vor Verteidigungsminister Sergej Schoigu nicht Halt macht. Prigoschin beklagt regelmäßig, dass die Armee seinen Kämpfern zu wenig Munition liefere.
Wagner-Gruppe hat viel Erfahrung mit Kriegen
Offiziell sind Privatarmeen in Russland verboten. Prigoschins Wagner-Truppe hat aber schon in Syrien und mehreren afrikanischen Staaten militärische Aufträge erfüllt, bei denen der Einsatz regulärer russischer Soldaten zu heikel war. Im Krieg gegen die Ukraine tritt Wagner ganz offen auf; Prigoschin durfte auch zeitweise in Straflagern Häftlinge für seine Truppe anwerben.
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine veröffentlicht das britische Verteidigungsministerium täglich Updates zum Kriegsverlauf. Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen will die britische Regierung damit sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
Quelle: ntv.de, mba/dpa