Politik

Abschied vom harten Brexit-Kurs? London strebt "Freihandelszone" mit EU an

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(Foto: dpa)

Die britische Regierung gibt in den Brexit-Verhandlungen ihren ganz harten Kurs auf. Für den Warenverkehr strebt sie den Freihandel mit dem Kontinent an. Bei Kapital, Arbeitskräfte und Dienstleistungen soll es Beschränkungen geben. Brüssel hat andere Pläne.

Die britische Regierung strebt nach dem Brexit eine "Freihandelszone" mit der EU an. Auf diese "gemeinsame Position" einigte sich das Kabinett bei einer eintägigen Klausurtagung auf dem Landsitz Cheequers, wie Premierministerin Theresa May bekannt gab. In der Freihandelszone sollten "gemeinsame Regeln für Industriegüter und landwirtschaftliche Produkte" gelten.

Nach monatelangem Gezerre hat die britische Regierung damit einen neuen Plan für die künftige Beziehung zur EU nach dem Brexit. Teilweise nimmt sie damit Abschied von ihrem harten Brexit-Kurs. Dennoch dürfte der Plan in Brüssel auf Skepsis stoßen.

Eng am Binnenmarkt

Großbritannien will demnach hinsichtlich des Warenverkehrs auch nach dem Austritt aus der EU weiterhin eng an den europäischen Binnenmarkt gebunden bleiben. Damit soll verhindert werden, dass der grenzüberschreitende Handel und Lieferketten zwischen Großbritannien und dem Kontinent beeinträchtigt werden. Sichergestellt werden soll das durch ein "gemeinsames Regelbuch", in dem London EU-Vorschriften und Produktstandards übernimmt.

Die anderen drei Freiheiten - Kapital, Arbeitskräfte und Dienstleistungen - sollen aber Beschränkungen unterworfen werden. Damit wollen die Briten die ungehinderte Einreise von EU-Bürgern stoppen und im wichtigen Dienstleistungssektor eigene Wege gehen. Sie nehmen dabei in Kauf, dass Banken und Versicherungen keinen uneingeschränkten Zugang mehr zum EU-Binnenmarkt haben. Fraglich ist, ob Brüssel sich auf einen solchen Handel einlässt.

Bislang hat sich die EU auf den Standpunkt gestellt, dass die vier Freiheiten des Binnenmarkts nicht einzeln verhandelbar sind. Aus der Europäischen Zollunion will London weiterhin austreten, damit das Land eigene Handelsabkommen mit Drittstaaten wie den USA und China schließen kann. Um trotzdem Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland zu vermeiden, wollen die Briten für Importe aus Drittländern zwei verschiedene Zollsätze erheben: einen für Waren, die für den europäischen Markt bestimmt sind, und einen anderen für Güter, die in Großbritannien verkauft werden sollen. Auch das dürfte in Brüssel auf Skepsis stoßen

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa

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