Politik

Bericht über Folter mit Gas Lukaschenkos Schergen töten 31-Jährigen

imago0103621105h.jpg

Rund 20.000 Menschen wurden seit August in Belarus festgenommen.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Trotz Massenprotesten in Belarus bleiben die Sicherheitskräfte Machthaber Lukaschenko treu. Mehrere Menschen starben bereits durch Polizeigewalt. Nun wird ein 31-Jähriger direkt vor seinem Haus totgeschlagen. Dass die Täter dafür bestraft werden, ist so gut wie ausgeschlossen.

In Belarus eskaliert seit der offensichtlich gefälschten Präsidentschaftswahl im August die Gewalt gegen friedliche Demonstranten und Andersdenkende. In Minsk ist nun ein 31-Jähriger gestorben - einen Tag nachdem er von Sicherheitskräften in Zivil vor seinem Haus zusammengeschlagen wurde. Das berichten übereinstimmend mehrere Medien.

Am späten Mittwochabend bemerkten Bewohner eines Hochhauses in der Hauptstadt mehrere Menschen in Sturmhauben, die gegen 22 Uhr aus Kleinbussen stiegen und anfingen, weiß-rot-weiße Bänder, mit denen ein Zaun vor dem Haus geschmückt worden war, zu entfernen. Die historische weiß-rot-weiße Flagge ist ein Symbol der Oppositionsbewegung.

Es kam zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den Anwohnern und den Unbekannten. Wie das Nachrichtenportal "Tut.by" unter Berufung auf Zeugen berichtet, packte einer der Vermummten den 31-jährigen Roman Bondarenko und stieß ihn mit aller Kraft in Richtung einer Metallrutsche auf dem Kinderspielplatz. Der Mann prallte mit dem Kopf gegen die Rutsche. Daraufhin wurde Bondarenko dem Bericht zufolge von zwei weiteren Männern verprügelt und schließlich in einen Kleinbus gezerrt.

Nach unbestätigten Informationen des "Radio Liberty" verbrachte der 31-Jährige die nächsten etwa anderthalb Stunden in einer Polizeiabteilung. Wie die Ärzte eines Krankenhauses in Minsk dem Nachrichtenportal "Tut.by" erklärten, wurde Bondarenko gegen Mitternacht mit einem Hirnödem, einem geschlossenen Schädel-Hirn-Trauma und zahlreichen Blutergüssen sowie Schürfwunden in die Klinik eingeliefert. Als der 31-Jährige in den Operationssaal gebracht wurde, habe er bereits im Koma gelegen, hieß es weiter. Nach einer mehrstündigen OP befand sich der Mann laut Ärzten zunächst in einem kritischen Zustand. Wenige Stunden später erlag der 31-Jährige seinen Verletzungen.

"Dann machten die Polizisten die Tür zu und sprühten Gas hinein"

Derweil sorgte ein weiterer Bericht eines Opfers der Polizeigewalt für Entsetzen in sozialen Medien. Ala Sposab, eine Rentnerin aus Minsk, wurde nach eigenen Angaben bei einer Demonstration in den vergangenen Tagen festgenommen und in einen Gefangenentransporter gezerrt. Dort wurde sie, zusammen mit acht weiteren Menschen, die sich bereits im Wagen befanden, in eine Zelle im hinteren Teil des Transporters getrieben, die für drei Personen ausgelegt ist.

"Die Männer mussten sich hinknien, Hände hinter dem Rücken und Köpfe auf dem Boden halten. Dann machten die Polizisten die Tür zu und sprühten Gas hinein", wird die Frau in einem Bericht des "Radio Liberty" zitiert. Dabei handelte es sich vermutlich um Tränengas oder Pfefferspray - beide Substanzen werden in Belarus immer wieder gegen friedliche Demonstranten eingesetzt.

"Ich schloss die Augen, setzte meinen Mund-Nasen-Schutz auf und versuchte weniger zu atmen", erzählt die Rentnerin weiter. Ihren Angaben zufolge hustete eine der Frauen stark und fiel auf den Boden. Dann ging die Tür wieder auf. Doch als es der Frau wieder besser ging, machten die Beamten die Tür wieder zu und versprühten das Gas nochmal. Nach gewisser Zeit ging die Tür wieder auf, die Gefangenen wurden in eine Polizeiabteilung gebracht.

Seit der Präsidentschaftswahl am 9. August finden in Belarus ständig Massenproteste gegen den Machthaber Lukaschenko statt. Die Sicherheitskräfte gehen dabei mit Gewalt gegen friedliche Demonstranten vor. In den drei Monaten seit der Wahl wurden rund 20.000 Menschen festgenommen, Hunderte wurden zum Teil schwer verletzt, mindestens sieben Menschen wurden getötet. Bisher haben die Behörden in keinem einzigen Fall Ermittlungen aufgenommen.

Quelle: ntv.de, uzh

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen