Blick nach rechts? Macron gibt umstrittenes Interview
31.10.2019, 20:44 Uhr
Macron wird vorgeworfen, das Interview gegeben zu haben, um sich für den Präsidentschaftswahlkampf in Stellung zu bringen.
(Foto: imago images/IP3press)
Der französische Präsident spricht mit einem rechtsgerichteten Magazin über Migration und Islam. Mit aller Kraft wolle er gegen Parallelgesellschaften ankämpfen, stellt Macron klar. Kritiker werfen ihm vor, damit um Wählerstimmen einer bestimmten Richtung zu werben.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron steht derzeit wegen eines Interviews in der Kritik. Er sprach mit dem rechtsgerichteten Magazin "Valeurs Actuelles" über die Themen Migration und Islam. Der Präsident betonte in dem Gespräch, mit aller Kraft gegen Parallelgesellschaften und illegale Einwanderung kämpfen zu wollen. "Ich bevorzuge legale Einwanderer aus Guinea oder der Elfenbeinküste (...) statt illegaler ukrainischer oder bulgarischer Banden."
Kritiker werfen dem Präsidenten nun vor, mit dem Interview nach rechts zu blicken und sich für den Präsidentschaftswahlkampf 2022 gegen Marine Le Pen in Stellung bringen zu wollen. Die Rechtspopulistin hatte zuletzt erklärt, bei den Präsidentschaftswahlen wohl wieder antreten zu wollen. Regierungsmitglieder verteidigten das Interview. Es sei wichtig, alle Franzosen über alle Medien anzusprechen, erklärte Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye die Entscheidung.
Das Interview folgt einer neu aufgeflammten Kopftuch-Debatte in Frankreich. Der Streit war aufgekommen, weil eine Mutter mit Kopftuch Schüler bei einem Schulausflug begleitet hatte. An staatlichen Schulen sind das Kopftuch und andere sichtbare religiöse Symbole seit rund 15 Jahren verboten. Der Senat stimmte zuletzt für einen Gesetzentwurf, der Begleitpersonen bei Schulausflügen das Tragen des Kopftuchs verbieten soll.
"Mein Problem ist nicht die Mutter, die ein Kopftuch trägt und ihr Kind bei einem Schulausflug begleitet", sagte Macron nun im Gespräch mit "Valeurs Actuelles". Schließlich bringe sie ihr Kind in eine öffentliche Schule und begleite es bei einem Ausflug. "Mein Problem sind die Kinder, die von der Schule genommen werden", so der Präsident weiter. Es sei ein fataler Fehler, muslimischen Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, zu sagen, dass sie nicht willkommen wären.
Quelle: ntv.de, joh/dpa