Politik

Israel-Talk bei Maischberger Masala: "Es wird furchtbare Bilder geben"

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Eine Bodenoffensive sei ein "hochkomplexes militärisches Unterfangen", sagt der Arzt und Autor Gil Yaron (Mitte).

Eine Bodenoffensive sei ein "hochkomplexes militärisches Unterfangen", sagt der Arzt und Autor Gil Yaron (Mitte).

Im Falle eines Einmarschs der israelischen Armee in den Gazastreifen schließt Politikwissenschaftler Carlo Masala einen Flächenbrand in der Region nicht aus. In der ARD-Talkshow Maischberger erläutert der Militärexperte, wie eine Bodenoffensive aussehen könnte.

Im Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas droht Israel seit Tagen mit dem Einsatz von Bodentruppen im Gazastreifen. Schon jetzt steigt die Zahl der Todesopfer auf beiden Seiten immer weiter, und die Besorgnis weltweit wächst. Wie es im Nahen Osten weiter gehen könnte, ist auch Thema der ARD-Talkshow Maischberger, in der am Dienstagabend der Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München und der Arzt und Autor Gil Yaron die Lage analysieren.

Mit ihrem Angriff habe die Hamas versucht, ganze Landstriche in Israel judenfrei zu machen, sagt Yaron bei Maischberger. Deutschland könne dabei helfen, "dass in diesen Landstrichen jüdisches Leben wieder blüht". Auch das könne man unter dem Begriff "Staatsräson" verstehen. Er versuche in seiner jetzigen Funktion dabei zu helfen, sagt Yaron, der zugleich Leiter des Büros des Landes Nordrhein-Westfalen für Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugend und Kultur in Israel ist. Noch vor wenigen Tagen war er in Israel, um seinen elfjährigen Sohn nach Deutschland zu holen.

Yaron zufolge kann es mehrere Gründe geben, warum Israel seine geplante Bodenoffensive noch nicht begonnen hat. Möglicherweise hoffe man darauf, zuvor möglichst viele der bis zu 200 Geiseln zu befreien, die sich noch in der Hand der Hamas befänden, so Yaron. Zudem sei der Einmarsch in den Gazastreifen ein "hochkomplexes militärisches Unterfangen".

"Optimale Bedingungen schaffen"

Schon jetzt habe Israel einen unglaublichen Kraftakt hinter sich: "Sie haben innerhalb von wenigen Tagen 400.000 Menschen, die gestern noch Bäcker, Busfahrer und Ärzte waren, eingezogen. Die müssen trainiert werden. Die Israelis müssen Einsatzpläne studieren, sie müssen die optimalen Bedingungen schaffen, dass so wenig wie möglich ihrer eigenen Soldaten und von palästinensischen Zivilisten ums Leben kommen", sagt Yaron. Zudem müssten sie den Zivilisten im Gazastreifen die Zeit geben, Korridore zu räumen. "Die Israelis werden mit ihren Soldaten nicht einfach da reinmarschieren und sie zu beweglichen Zielen machen. Die werden diese Korridore kurz und klein bomben, um die Gefahr für die Soldaten so klein wie möglich zu machen."

"Die Hamas muss als Organisation, die Israel angreift und politisch über den Gazastreifen herrscht, verschwinden", sagt Militärexperte Masala. Dazu bedürfe es einer israelischen Bodenoffensive. Die Art dieser Offensive sei jedoch völlig unklar. So könne Israel nach Gaza-Stadt marschieren und um die einzelnen Häuser kämpfen. Eine andere Möglichkeit sei, dass die Bodenoffensive von unten erfolge, indem Israel das weit verzweigte Tunnelsystem der Hamas zerstöre.

"Aber wenn es das Ziel ist, die Hamas zu zerstören, dann gibt es keine Alternative zu dem Einmarsch israelischer Soldaten in den Gazastreifen", sagt Masala. Darum habe Israel die palästinensischen Zivilisten aufgefordert, Gaza-Stadt in Richtung der ägyptischen Grenze zu verlassen, was die Hamas-Terroristen jedoch verhinderten. "Wenn die Hamas die Flüchtenden aufhält und es zur Bodenoffensive kommt, dann werden Zivilisten ums Leben kommen, so traurig das klingt. Es wird furchtbare Bilder geben, und man kann nur hoffen, dass die Unterstützung Israels dadurch nicht scheitern wird", sagt Masala.

"Wir stehen noch nicht vor einem Flächenbrand"

Der Nahe Osten stehe noch nicht vor einem Flächenbrand, sagt Masala weiter, "aber wir können es nicht ausschließen". Im Moment funktioniere die Abschreckung, die die Vereinigten Staaten durch das Entsenden zweier Flugzeugträgergruppen praktizierten. Diese seien ein Signal an die Hisbollah, den Iran und andere weniger relevante Gruppen, sich nicht einzumischen. Die Gefahr, dass die Hisbollah die Israelis in einen Zweifrontenkrieg zu zwingen versuche, sei jedoch nicht auszuschließen.

Das sieht Yaron ähnlich. "Die Drohungen der Hisbollah und aus dem Iran sind schon sehr konkret." In den letzten Tagen habe es zahlreiche Grenzverletzungen in Nordisrael gegeben, zu der sich die Hisbollah bekannt habe. "Die Hisbollah zündelt hier ganz massiv. Aber ich glaube, auch in Israel ist die Bereitschaft, die Gefahr im Norden weiter zu dulden, sehr viel kleiner geworden als vor dem Beginn der Terrorhandlungen der Hamas."

Von dem Krieg in Israel seien jedoch nicht nur Menschen dort bedroht, sondern Juden in aller Welt. So habe das israelische Außenministerium Israelis davor gewarnt, mit Kippa auf die Straße zu gehen. Das treffe auch auf Juden zu, die in Deutschland leben. "Wie es mit der jüdischen Gemeinschaft in einem Staat steht, ist immer ein Indikator dafür, wie sicher dieser Staat ist und wie bereit er dazu ist, Minderheiten zu tolerieren. Und wenn sich hier Juden nicht mehr sicher fühlen, dann sagt das auch etwas über die Demokratie in Deutschland aus", so Yaron.

Quelle: ntv.de

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