Politik

Nachfolger für ermordeten Führer gefunden Hardliner führt pakistanische Taliban

Maulana Fazlullah gilt auch in Pakistan als gefährlicher Verbrecher. Hier verbrennen Studenten in Karachi eine Puppe, die den Taliban-Führer verkörpern soll.

Maulana Fazlullah gilt auch in Pakistan als gefährlicher Verbrecher. Hier verbrennen Studenten in Karachi eine Puppe, die den Taliban-Führer verkörpern soll.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Es gibt keine Fotos von ihm, doch Terrorfahndern ist er kein Unbekannter: Der neue Chef der pakistanischen Taliban gilt als Hardliner, der nicht mit den Amerikanern verhandelt. Maulana Fazlullah wird auch das Attentat auf die Schülerin Malala zugeschrieben.

Gut ein Jahr nach dem Attentat auf die Schülerin Malala Yousafzai haben die pakistanischen Taliban (TTP) den für die Tat verantwortlichen Kommandeur zu ihrem neuen Anführer bestimmt. Eine Schura habe Maulana Fazlullah aus dem Swat-Tal zum neuen Chef der Dachorganisation ernannt, sagte ein Sprecher der Organisation. Der bisherige TTP-Anführer Hakimullah Mehsud war am Freitag vergangener Woche kurz vor geplanten Friedensgesprächen mit der Regierung bei einem amerikanischen Drohnenangriff getötet worden. Die Taliban erteilten den Gesprächen eine klare Absage.

Malala Yousafzai wurde im Oktober 2012 Opfer eines Anschlags der Taliban. Maulana Fazlullah soll dies beauftragt haben.

Malala Yousafzai wurde im Oktober 2012 Opfer eines Anschlags der Taliban. Maulana Fazlullah soll dies beauftragt haben.

(Foto: REUTERS)

Fazlullahs Taliban-Gruppe hatte sich zu dem Anschlag auf Malala Yousafzai im Oktober vergangenen Jahres bekannt, der international für Entsetzen sorgte. Die damals 15-Jährige überlebte einen gezielten Kopfschuss schwer verletzt. Sie setzt sich seitdem weltweit für Mädchenbildung ein und wurde im vergangenen Monat unter anderem vom amerikanischen Präsidenten Barack Obama empfangen. Heute lebt sie in Birmingham. Die pakistanische Regierung geht davon aus, dass Fazlullah nach einer Militäroffensive im Swat-Tal 2009 nach Afghanistan floh.

Verhandlungen wird es nicht geben

Fazlullahs Ernennung ist ein schwerer Rückschlag für die Bemühungen der pakistanischen Regierung, mit den Taliban zu verhandeln. Er gehört innerhalb der TTP zu den Hardlinern, die Friedensgespräche strikt ablehnen. Der TTP-Sprecher teilte nach Fazlullahs Ernennung mit: "Wir glauben, dass die pakistanische Regierung ein Partner Amerikas ist (...) und wir werden nie mit ihr reden."

Der Drohnenangriff auf Mehsud war es einen Tag vor dem geplanten Beginn von Gesprächen erfolgt, zu denen der TTP-Anführer sich bereit erklärt hatte. Die pakistanische Regierung warf Washington daraufhin vor, die Verhandlungen zu "sabotieren". Premierminister Nawaz Scharif verlieh aber seiner Hoffnung Ausdruck, dass die TTP trotz Mehsuds Tod verhandlungsbereit sei. Die USA haben die TTP als terroristische Vereinigung eingestuft.

TTP kündigt Vergeltungsanschläge an

Die TTP ist ein Zusammenschluss von mehr als einem Dutzend extremistischer Taliban-Gruppen. Gegründet wurde sie im Jahr 2007 von Baitullah Mehsud. Er war 2009 bei einem Drohnenangriff der Amerikaner getötet worden. Ihm folgte Hakimullah Mehsud. Fazlullah ist der erste TTP-Chef, der nicht aus dem Mehsud-Clan und nicht aus den Stammesgebieten an der afghanischen Grenze stammt. Zu seinem Stellvertreter wurde Scheich Chalid Haqqani bestimmt. Nach Hakimullahs Mehsuds Tod hat die TTP Vergeltungsanschläge angekündigt.

Fazlullah war unter den Namen "FM Maulana" oder "Mullah Radio" bekanntgeworden, weil er eine illegale Radiostation im Swat-Tal betrieb. Mit dem Sender hetzte er gegen die pakistanische Regierung und den Westen. Er forderte die Einführung der Scharia im Swat-Tal, das seine Taliban vor der Militäroffensive 2009 weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht hatten.

Quelle: ntv.de, dpa

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