"Verfahren nicht eingestellt" Medien: Ermittlungen gegen Prigoschin laufen noch
26.06.2023, 11:51 Uhr Artikel anhörenNach einer überraschenden Kehrtwende pfeift Wagner-Chef Prigoschin am Wochenende seine Söldner beim Marsch auf Moskau zurück. Dafür soll ihm angeblich Straffreiheit garantiert worden sein. Doch russische Medien berichten, dass es noch nicht so weit ist.
Trotz des vom Kreml verkündeten Verzichts auf Strafverfolgung nach dem Aufstand der Wagner-Söldner wird russischen Medienberichten zufolge doch weiter gegen Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin ermittelt. "Das Strafverfahren gegen Prigoschin wurde nicht eingestellt", zitierten die drei wichtigsten russischen Nachrichtenagenturen einen Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft. Der Kreml hatte am Samstagabend erklärt, Prigoschin werde im Gegenzug für die Beendigung des Aufstands seiner Söldner nicht strafrechtlich verfolgt.
Am Freitagabend war der seit Langem schwelende Machtkampf zwischen dem Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin und der russischen Militärführung eskaliert. Kämpfer der Wagner-Truppe marschierten von der Ukraine aus mit dem Ziel nach Russland ein, die Militärführung in Moskau zu stürzen. Dabei kamen auch mehrere russische Soldaten ums Leben.
SPD-Experte hält Exil für nicht sicher
Die russische Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen eines "bewaffneten Aufstands" auf. Nach rund 24 Stunden Aufstand vollzog Prigoschin am Samstagabend überraschend eine Wende und beorderte seine Söldner zurück in ihre Lager. Der Kreml erklärte, Prigoschin müsse kein Strafverfahren in Russland fürchten und werde nach Belarus ins Exil gehen. Sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt.
Unterdessen bezweifelt der SPD-Außenpolitiker Michael Roth, dass Prigoschin in seinem Exil sicher ist. "Ich weiß nicht, wie lange Putin es dulden wird, dass Prigoschin in Belarus sein Unwesen treibt", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag im "Frühstart" von ntv. "Das kann ganz schnell gehen, dass plötzlich auch Herr Prigoschin von der Bildfläche verschwindet."
Dass der Wagner-Aufstand durch die Vermittlung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko beendet wurde, sei nach dem Putschversuch eine weitere Demütigung für Putin, sagte Roth weiter. Lukaschenko sei eigentlich "Putins Vasall und plötzlich muss Putin ihm für die Vermittlung danken". Lukaschenko habe sich damit Raum geschaffen, um weiterhin die Existenz seines eigenen Staates zu sichern und künftig von Putin mehr Freiheiten zu bekommen.
Quelle: ntv.de, ses/AFP