Politik

Russland: "Moskwa"-Crew gerettet "Meduza" berichtet von mindestens 37 toten Matrosen

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Die russische Führung behauptet, alle Matrosen der gesunkenen "Moskwa" seien gerettet worden. Recherchen unter anderem von Meduza legen nahe, dass mindestens 37 der Matrosen tot seien und viele weitere als vermisst gelten.

(Foto: dpa)

Journalisten unter anderem des Exilmediums "Meduza" decken auf, dass beim Untergang der "Moskwa" sehr wohl Matrosen sterben. Es sollen mindestens 37 sein, viele weitere gelten als vermisst. Angaben von Angehörigen bestätigen dies und zeugen von Wut - vor allem, da viele Matrosen Wehrdienstleistende sind.

Das russische Exilmedium "Meduza" mit Sitz im lettischen Riga hat berichtet, dass mindestens 37 Matrosen des gesunkenen Lenkwaffenkreuzers "Moskwa" gestorben sein sollen. Das Medium stützt sich dabei auf Quellen mit guten Verbindungen zur russischen Schwarzmeerflotte. Die Leichen seien in die Hafenstadt Sewastopol auf der Halbinsel Krim gebracht worden.

Die Mutter eines Matrosen berichtete der Nowaja Gazeta, dass "rund 40" Matrosen getötet worden seien. Meduzas Quelle spricht zudem von 100 verletzten Matrosen und vielen, die über Bord gingen und als vermisst gelten. Insgesamt sollen sich etwa 500 Matrosen auf dem Schiff befunden haben.

Das russische Verteidigungsministerium berichtet dagegen nicht von Toten. Das Schiff sei "vollständig" evakuiert worden, heißt es stattdessen. Russische Medien und das Verteidigungsministerium veröffentlichten Videos von einer Abschiedsveranstaltung für die gesunkene "Moskwa" und von einem Treffen der "Moskwa"-Besatzung mit dem obersten Admiral, Nikolai Jermenow. Dabei sind jeweils aber nur 100 bis 200 Matrosen zu sehen. Über den Verbleib der restlichen Soldaten werden keine Angaben gemacht.

Russland spricht weiterhin von einem Unfall

Russland hält nach wie vor an seiner Geschichte rund um die gesunkene "Moskwa" fest. Darin wird jeglicher Beschuss des Kreuzers bestritten. Stattdessen habe es einen Unfall an Bord gegeben, in dessen Folge es zu einem Brand kam. Als das Schiff dann in den Hafen nach Sewastopol geschleppt werden sollte, sank es aufgrund stürmischer See. Die ukrainische Führung beharrt darauf, dass das Schiff von Anti-Schiffs-Raketen des Typs "Neptune" getroffen und letztlich versenkt wurde. Fotos und kurze Videoschnipsel, die auf Social Media auftauchen, stellen die These des Beschusses als deutlich wahrscheinlicher dar.

"Meduza" ist es zudem gelungen, die Namen einzelner getöteter und vermisster Matrosen zusammenzutragen. So habe die Ehefrau des Unteroffiziers Iwan Wachruschew gegenüber Reportern von Radio Liberty den Tod ihres Mannes bestätigt. Ähnlich ist es bei Vitaly Begerski, dessen Cousine gegenüber Reportern des Investigativnetzwerks Agentstvo sagte, dass ihr Cousin tot sei.

Viele Matrosen leisteten ihren Wehrdienst

In vier weiteren Fällen berichten Angehörige, dass ihre Söhne Matrosen auf der "Moskwa" waren und ihnen als vermisst gemeldet wurden. Das gilt etwa für den 19-jährigen Andrej Tsywow und für Mark Tarasow, die beide als Wehrdienstleistende auf dem Schiff gedient haben sollen. Eine Frau namens Anna Syromjasowa gibt "Meduza" gegenüber an, dass ihr Sohn, ebenfalls ein Wehrdienstleistender, von der "Moskwa" verschwunden sei und derzeit als vermisst gilt. Sie sagte, dass es keine Listen mit allen Vermissten gäbe und die Angehörigen sich selbst kümmern müssten. Das russische Militär sage ihnen nichts.

Besonders wütend äußert sich Dmitry Schkrebets auf dem Portal Vkontakte. Er bezichtigt das russische Militär gar der Lüge. Demnach wurde er informiert, dass sein Sohn, ein Wehrdienstleistender, weder unter den Toten noch unter den Verwundeten geführt werde, sondern als vermisst gilt. Er beschwert sich, dass Wehrdienstleistende offiziell eigentlich gar nicht an kriegerischen Aktivitäten teilnehmen sollten, es aber offenbar doch tun. Journalisten von Radio Liberty bestätigen, dass ein Matrose namens Egor Schkrebets als Schiffskoch der "Moskwa" geführt wurde. Das geht aus einer Veröffentlichung der Baltischen Flotte vom 24. Dezember hervor. Dmitry Schkrebets erzählt zudem, dass drei weitere Familien zu ihm Kontakt aufnahmen und berichteten, dass auch ihre Söhne allesamt als vermisst gelten.

Quelle: ntv.de, als

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