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Kanzlerin spricht zu Studenten Merkel in Paris gewürdigt - "Ehre Europas gerettet"

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Merkel ist die 28., die von der Sciences Po die Ehrendoktorwürde erhalten hat.

Merkel ist die 28., die von der Sciences Po die Ehrendoktorwürde erhalten hat.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Ex-Bundeskanzlerin Merkel wird weiter für ihr Wirken geehrt. Die neuste Auszeichnung kommt von der "Hochschule der Macht" in Paris. Die Universität würdigt ausdrücklich ihr Handeln in der Flüchtlingskrise. Die Geehrte plädiert eindringlich für Kompromissbereitschaft und Toleranz.

Altbundeskanzlerin Angela Merkelist in Paris mit der Ehrendoktorwürde der Hochschule Sciences Po ausgezeichnet worden. "Sie haben mit drei Worten die Ehre Europas gerettet: 'Wir schaffen das'", sagte Hochschul-Direktor Mathias Vicherat in Paris in Anspielung auf Merkels berühmt gewordene Leitlinie in der Flüchtlingskrise 2015. Merkel blickte in ihrer Dankesrede auf ihre Europapolitik zurück, die sie mit vier französischen Präsidenten zusammen gestaltet hatte. "Ich will nicht verschweigen, dass wir zum Teil sehr unterschiedliche Vorstellungen hatten, wie wir Krisen zu lösen hatten", sagte sie. Aber es sei zu jedem Zeitpunkt gelungen, "tragfähige Lösungen zum Wohl Europas zu finden", fügte sie hinzu.

Die Studierenden von Sciences Po rief sie dazu auf, sich allen Anfängen von Intoleranz entgegenzustellen. "Es darf nicht das geringste Verständnis für Links- oder Rechtsextremismus oder für Gewalt im Namen der Religion geben", sagte Merkel. Sie unterstütze eine frühere Forderung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dass junge Menschen mindestens zwei Fremdsprachen lernen und sechs Monate im Ausland verbringen sollten.

"Entschieden gegen die Intoleranz vorzugehen, die Welt mit den Augen des anderen zu sehen und den Wert des Kompromisses zu schätzen: Das sind drei Aspekte, die unverzichtbar sind, wenn die deutsch-französische Freundschaft und die europäische Einigung Bestand haben sollen", sagte die CDU-Politikerin in Paris. "Europas Seele ist die Toleranz", dieses Verständnis müsse gepflegt und die Toleranz gegen Extremismus von links und rechts sowie gegen Gewalt im Namen der Religion verteidigt werden, sagte Merkel. "Stellen Sie sich der Intoleranz entschlossen entgegen", rief Merkel die Studierenden auf. "Zivilcourage erfordert Mut, aber das ist lohnende Arbeit für die Demokratie."

"Beschäftigen Sie sich mit der Geschichte"

Merkel warb einmal mehr für die Suche nach Kompromissen. Es gehe darum, aus Überzeugung Zugeständnisse zu machen. "Man muss auch mit den Augen des anderen sehen, oder anders ausgedrückt: Man muss sich immer wieder in die Schuhe des anderen hineinversetzen", sagte Merkel. Dies erfordere Kenntnisse. "Beschäftigen Sie sich mit der Geschichte, lernen Sie Sprachen und reisen Sie in andere Länder", sagte die 68-Jährige.

Die Hochschule würdigte Merkel als eine der politischen Persönlichkeiten, die den Aufbau Europas seit dem Ende des Kalten Kriegs am stärksten geprägt hätten. Mit Merkel werde eine Staatsfrau mit außergewöhnlichem Werdegang ausgezeichnet. Direktor Vicherat würdigte sie als "eine große Europäerin".

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Die 68-Jährige erhielt als 28. Persönlichkeit die Ehrendoktorwürde von Sciences Po. Zu ihren Vorgängern zählen etwa der frühere UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali und der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva. Merkel wurde bereits von etwa 20 Universitäten mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Die Sciences Po gilt in Frankreich als "Hochschule der Macht". Präsident Emmanuel Macron gehört ebenso wie Topmanager der Wirtschaft zu den Absolventen. Der Austausch mit Deutschland ist für die Pariser Elite-Uni von strategischer Bedeutung. Mit rund 700 Studenten aus Deutschland gehört die Sciences Po zu den französischen Hochschulen mit der höchsten Zahl deutscher Studierenden.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa

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