Wirtschaft als Schlüssel Merz will "namhaften Betrag" für Tropenschutz geben
07.11.2025, 16:49 Uhr Artikel anhören
"Auf Deutschland ist Verlass", betont Merz.
(Foto: picture alliance/dpa)
Brasilien ruft überraschend einen Fonds zum Schutz tropischer Wälder ins Leben und Kanzler Merz unterstützt das Vorhaben prompt. Die Bundesregierung werde das Milliardenvorhaben substanziell unterstützen, kündigt der Staatschef bei seinem Kurzbesuch an.
Deutschland unterstützt einen von Brasilien ins Leben gerufenen neuen Milliardenfonds zum Schutz der Tropenwälder. Die Bundesregierung werde "einen namhaften Betrag zum Gelingen dieser Initiative beisteuern", sagte Kanzler Friedrich Merz in Belém bei einem Klimagipfel von Staats- und Regierungschefs. Die UN-Weltklimakonferenz startet offiziell am Montag.
Die Tropenwälder weltweit seien wichtig im Kampf gegen die Klimakrise, betonte Merz in seiner Rede vor dem Plenum. "Sie sind gleichzeitig einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher weltweit und Lebensraum für Menschen und unzählige Tier- und Pflanzenarten." Zum Erreichen der Klimaschutzziele müsse der Tropenwald erhalten bleiben und gleichzeitig müssten mehr Privatsektormittel mobilisiert werden.
Für den Fonds "Tropenwälder für immer" (TFFF) schlägt die brasilianische Regierung ein neues Modell vor: Länder, die ihre Wälder erhalten, werden belohnt. Für jeden zerstörten Hektar sollen sie aber umgekehrt Strafe zahlen. Überprüft würde dies mit Satellitenbildern. Jährlich könnte der Fonds mit einem angestrebten Volumen von 125 Milliarden US-Dollar nach einiger Anlaufzeit rund vier Milliarden US-Dollar ausschütten - fast das Dreifache des derzeitigen Volumens internationaler Wald-Finanzhilfen.
Wirtschaft als Schlüssel
"Wir setzen auf Innovation und auf Technologie, um ... dem Klimawandel erfolgreich Einhalt zu gebieten", sagte Merz. "Unsere Wirtschaft ist nicht das Problem, unsere Wirtschaft ist der Schlüssel, um unser Klima noch besser zu schützen."
Klimaschutz brauche heute Dreierlei, sagte der Kanzler weiter: politisches Tempo, gesellschaftliche Akzeptanz und unternehmerische Innovation. Die Europäische Union gehe hier weiter entschlossen voran, mit ambitionierten Klimazielen. "Auf diesem Weg müssen wir aber sicherstellen, dass Energie langfristig günstig, sicher und verlässlich verfügbar ist."
Deutschland stehe zu den nationalen und europäischen Klimazielen. Es müsse aber darum gehen, den Klimaschutz mit Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Ausgewogenheit zu verbinden. "Auf Deutschland ist Verlass", betonte Merz.
Profit für Entwicklungsstaaten
Brasilien wird selbst eine Milliarde US-Dollar einzahlen. Auch Indonesien zahlt eine Milliarde ein. Es wird erwartet, dass sich der deutsche Beitrag an dieser Größenordnung orientiert. Norwegen hatte am Donnerstag rund drei Milliarden US-Dollar zugesagt, aber über zehn Jahre gestreckt. Frankreich prüft nach brasilianischen Angaben die Bereitstellung von 500 Millionen Euro.
Profitieren könnten zufolge gut 70 Entwicklungsstaaten, die Tropenwälder haben. Ein Fünftel der Mittel sollen in den jeweiligen Staaten an indigene Gemeinschaften und die lokale Bevölkerung gehen.
Am Donnerstag, dem offiziellen Start, wurde die Initiative nach Angaben Brasiliens bereits von 53 Ländern unterstützt, darunter 19 potenziellen Staatsinvestoren. Nach den Vorstellungen Brasiliens sollen reiche Staaten anfänglich freiwillig 25 Milliarden US-Dollar einzahlen. Mit diesem Grundstock sollen dann in den nächsten Jahren weitere 100 Milliarden US-Dollar aus dem Privatsektor mobilisiert werden. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Brasilien auch Kolumbien, Ghana, die Demokratische Republik Kongo, Indonesien und Malaysia.
Quelle: ntv.de, raf/dpa/rts