"Nawalnys Tod ist Signal Putins" Militärexperte vermisst Scholz-Wort zu Kriegsgefahr
23.02.2024, 01:08 Uhr Artikel anhören
Die Regierung muss der Bevölkerung klarmachen, dass ein russischer Angriff auf NATO-Gebiet kein unrealistisches Szenario ist, meint Masala.
(Foto: picture alliance / HMB Media)
Als ausgestreckten Mittelfinger in Richtung NATO wertet der Militärexperte Carlo Masala die Ermordung Nawalnys während der Münchner Sicherheitskonferenz. Er wünschte sich, dass der Bundeskanzler die deutsche Gesellschaft stärker auf eine realistische russische Aggression vorbereiten würde.
Der Militärexperte Carlo Masala sieht im plötzlichen Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny eine deutliche Botschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putins an den Westen. "Das ist ein klares Signal Putins: Er hat überhaupt gar kein Interesse an Kooperation oder an Verhandlungen mit dem sogenannten Westen mit Blick auf die Ukraine oder die Zukunft Russlands im internationalen System", sagte Masala den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Nawalnys Tod habe ihn nicht schockiert - wohl aber die zeitlichen Umstände. "An dem Tag, an dem die Ukraine mit Deutschland und Frankreich einen Sicherheitsvertrag schließt und daneben die Münchner Sicherheitskonferenz stattfindet, kommt aus Moskau der ausgestreckte Mittelfinger", sagte Masala.
Der Militärexperte forderte die Bundesregierung auf, die Anstrengungen gegen die hybride Kriegsführung durch Russland zu verstärken. "Die Regierung muss der Bevölkerung klarmachen, dass wir uns auf der einen Seite bereits hybriden Angriffen seitens der russischen Föderation ausgesetzt sehen", sagte Masala den Funke-Zeitungen.
Auf der anderen Seite gelte es zu kommunizieren, dass "das Szenario einer begrenzten russischen Aggression gegen einen NATO-Mitgliedstaat kein unrealistisches ist". Wenn der Bundeskanzler das sagen würde, hätte das laut Masala "eine andere Qualität". Zuletzt hatte vor allem der sozialdemokratische Verteidigungsminister Boris Pistorius auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Bundeswehr für eine russische Aggression "kriegstüchtig" zu machen.
Gesellschaft muss Geisteshaltung ändern
Masala führte aus, dass sich gleichzeitig aber auch die Geisteshaltung in der Gesellschaft verändern müsse. Es gehe darum zu verstehen, dass wir in einer "potenziell kriegsgefährdenden Situation" lebten. "Wenn die Gesellschaft diese Auffassung nicht mitträgt, dann ist es egal, was die Bundeswehr macht. Dann werden wir nicht in der Lage sein, unsere Gesellschaft in einem Bündnisfall zu verteidigen."
Fast zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow in der vergangenen Woche von einem Krieg mit der gesamten westlichen Welt gesprochen. "Die militärische Spezialoperation hat als Operation gegen die Ukraine begonnen", wurde Putins Sprecher zitiert. "Mit der Zeit hat sie die Form eines Krieges gegen den kollektiven Westen angenommen."
Quelle: ntv.de, mau