Politik

Presserepressalien in Türkei Minister konfisziert Interview mit sich

Die Freiheit der Presse wird in der Türkei stark eingeschränkt.

Die Freiheit der Presse wird in der Türkei stark eingeschränkt.

(Foto: imago/Ralph Peters)

Erst Interview gegeben - dann der Rückzieher. Der türkische Sportminister Kilic lässt noch im Studio die Aufnahme der Deutschen Welle einsammeln. DW-Intentant spricht von einem "neuen eklatanten Verstoß gegen die Pressefreiheit in der Türkei".

Der türkische Minister für Jugend und Sport, Akif Cagatay Kilic, hat nach Angaben der Deutschen Welle (DW) die Aufzeichnung eines Interviews mit ihm selber konfiszieren lassen. "Nachdem der Minister den Raum verlassen hatte, teilte der Pressesprecher des Ministers überraschend mit, dass die DW das Interview nicht senden dürfe", teilte der Auslandssender mit.

Unter Protesten des Deutsche-Welle-Teams in Ankara sei das Videomaterial von Mitarbeitern des Ministeriums konfisziert worden. "Dabei wurde dem Team der DW klar bedeutet, dass sie das Ministerium nicht im Besitz des Videomaterials verlassen dürften", teilte der Sender weiter mit.

Es handelte sich um ein Interview für die DW-Sendung "Conflict Zone" mit Michel Friedman, der das Gespräch mit Kilic am Montagabend führte. Die Deutsche Welle forderte die türkischen Behörden zur sofortigen Herausgabe des Videomaterials auf und prüft zudem mögliche rechtliche Schritte gegen die Konfiszierung einzuleiten. Das Ministerium in Ankara äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Vorfall. 

Neuer eklatanter Verstoß gegen die türkische Pressefreiheit

DW-Intendant Peter Limbourg sprach von einem "neuen eklatanten Verstoß gegen die Pressefreiheit in der Türkei" und kritisierte: "Was wir hier erleben, erfüllt den Tatbestand der Nötigung durch die türkische Führung. Das hat mit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts mehr zu tun." Es könne nicht sein, dass ein Minister bereitwillig ein Interview gebe und dann dessen Ausstrahlung verhindern wolle, "weil ihm die Fragen nicht gepasst haben". DW-Sprecher Christoph Jumpelt sagte auf Anfrage: "Wir haben unverzüglich noch gestern Abend die Deutsche Botschaft in Kenntnis gesetzt." Er betonte, dem Team sei "mit keiner Silbe erklärt worden", warum das halbstündige Interview nicht gesendet werden dürfe.

Die Deutsche Welle beschreibt ihre Sendung "Conflict Zone" als Format mit "konfrontativen Interviews mit internationalen Entscheidungsträgern". Kilic wurde im nordrhein-westfälischen Siegen geboren. Später besuchte er die Deutsche Schule in Istanbul. Er ist seit Ende 2013 Jugend- und Sportminister.

Quelle: ntv.de, arö/dpa

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