Die 15 Premiers der Queen Mit Churchill war sie eng, mit Thatcher weniger
09.09.2022, 18:52 Uhr
Churchill, ein Kavalier alter Schule, hält der jungen Queen die Autotür auf.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
In acht verschiedenen Jahrzehnten regiert sie als Königin. Premierminister und -ministerinnen unter ihr kommen und gehen. Dabei machen der Queen Politiker die Aufwartung, die selbst zu den größten ihres Jahrhunderts gehören. Nicht mit allen ist Elizabeth II. so herzlich wie mit ihren gewöhnlichen Untertanen.
Eine Regentschaft von über 70 Jahren - da wundert es nicht, dass an Queen Elizabeth II. ein ganzer Reigen an britischen Regierungschefs und -chefinnen vorbeizog. Das heißt nicht, dass deren Amtszeiten unbedingt kurz gewesen sein müssen. So war etwa Tony Blair rund zehn Jahre lang der Premierminister unter Queen Elizabeth II. Nur die Regentschaft der Queen war eben viel, viel länger.

Churchill wartet mit einer tiefen Verbeugung und einem Lächeln bei der Queen auf.
(Foto: picture alliance/United Archives)
Mit manchen der Premiers verstand sich die Queen Anekdoten zufolge weniger gut. Mit anderen wird ihr ein vertrautes Verhältnis nachgesagt. Dies ist nicht unwichtig, denn zu den Aufgaben der Queen gehörte auch eine wöchentliche Audienz mit der jeweiligen Regierungschefin oder dem jeweiligen Regierungschef, bei der die Queen in wichtige politische Themen eingeweiht wurde.
Der erste Premier, auf den die Queen traf, war der legendäre Winston Churchill. Ein Mann geboren in der Mitte eines anderen Jahrhundert, im Jahre 1874. Churchill diente seinem Land während des Zweiten Weltkriegs als Premierminister (1940 - 1945) und war während einer zweiten Amtszeit (1951 - 1955) dann der erste Premier, den die am Donnerstag gestorbene Elizabeth II. nach ihrer Krönung im Jahr 1952 als Königin erlebte.
Churchills Enkel Nicholas Soames, ist überzeugt, dass sein Großvater die Queen "geliebt" hat. "Das ist das einzig passende Wort, das nur annähernd beschreiben kann, was er für diese junge Monarchin empfunden hat", sagte der frühere konservative Abgeordnete und Freund von King Charles III. dem Sender Times Radio. Auch die Queen habe ihn als große Stütze empfunden, so Soames weiter. Auch Bilder der beiden sprechen von einem von Sympathie geprägten Verhältnis.
Die britische Historikerin Kate Williams sagte laut einem Bericht von "Sky News" aber, dass sich die Queen gegenüber dem legendären Churchill ihre Meriten zunächst verdienen musste. "Winston Churchill war sich anfangs sehr unsicher über sie", so Williams. Nach einiger Zeit war Churchill dann aber sehr beeindruckt von der Queen, ihre Treffen sollen Stunden gedauert haben.
Die Episode mit dem Kleid
Auf eine Premierministerin, mit der sie ein eher abgekühltes Verhältnis gehabt haben soll, stieß die Queen etwa zur Mitte ihrer Regentschaft. Und Margaret Thatcher bekleidete das Amt dann über elf Jahre von 1979 bis 1990. Unter Berufung auf einen General heißt es auf "Sky News", dass Thatcher, anstatt sich die Meinung der Queen einzuholen, oft dazu überging, die Königin zu belehren, was diese demnach "irritierend" fand. Und dann gibt es da noch die Anekdote mit dem Kleid:
Einmal soll die "Eiserne Lady" Thatcher erbost darüber gewesen sein, dass sie und die Königin zu einem gesellschaftlichen Anlass Kleider in nahezu derselben grünen Farbe trugen. "Wäre es nicht eine gute Idee, wir stimmten uns vorher ab?", ließ Thatcher in einer Botschaft an Elizabeth II. anfragen. Die überlieferte Antwort: "Die Queen nimmt keine Notiz von dem, was andere Leute sich anziehen."

Hier traten die Queen und Thatcher nicht in das Kleid-Fettnäpfchen. Dass der damalige Kanzler Kohl und US-Präsident Reagan ganz ähnliche Jacketts tragen, fällt kaum ins Gewicht.
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Aber die Königin konnte auch gütig und nachsichtig sein: Bei einer ihrer berühmten Gartenpartys begann sie eine Konversation mit einer jungen Frau. Kurz darauf klingelte deren Handy, was sie sichtlich in Verlegenheit stürzte. Die Königin von Großbritannien und Nordirland sagte schmunzelnd: "Nehmen Sie ruhig ab, es könnte jemand Wichtiges sein." Die Queen nahm offenkundig vom Klingelton des Handys des Partygasts viel lieber "Notiz" als von Thatchers Garderobenplanung.
Die Queen hat in ihrer langen Herrschaftszeit seit 1952 insgesamt 15 Premierminister unter sich gehabt. Die Premiers nach Churchill waren dann folgende:
- Anthony Eden (Konservative Partei, 1955-1957)
- Harold Macmillan (Konservative Partei, 1957-1963)
- Alec Douglas-Home (Konservative Partei, 1963-1964)
- Harold Wilson (Labour, 1964-1970)
- Edward Heath (Konservative Partei, 1970-1974)
- Harold Wilson (Labour, 1974-1976)
- James Callaghan (Labour, 1976-1979)
- Margaret Thatcher (Konservative Partei, 1979-1990)
- John Major (Konservative Partei, 1990-1997)
- Tony Blair (Labour, 1997-2007)
- Gordon Brown (Labour, 2007-2010)
- David Cameron (Konservative Partei, 2010-2016)
- Theresa May (Konservative Partei, 2016-2019)
- Boris Johnson (Konservative Partei, 2019-2022)

Premier Harold Macmillian (1957-1963 im Amt) auf einem Foto mit der Queen aus dem Jahre 1954.
(Foto: picture alliance / PA Archive/empics)
Harold Macmillan, der auf Winston Churchill folgte, ließ sich ganz anders als die "Eiserne Lady" Margaret Thatcher gerne etwas von der Queen erzählen. Britischen Medien zufolge schrieb er in sein Tagebuch: "Sie zeigte, wie ihr Vater es gewohnt war, eine unheimliche Kenntnis von Details und Persönlichkeiten. Sie muss die Telegramme sehr sorgfältig lesen."
Die kürzlich als dritte Frau in der britischen Geschichte zur Premierministerin ernannte Liz Truss konnte kein enges Verhältnis zur Queen mehr aufbauen. Sie ist die 15., die von der Queen ernannt wurde, und damit auch die letzte, welcher diese Ehre zuteil wurde. Noch zwei Tage vor ihrem Ableben ließ es sich die Queen nicht nehmen, die Ernennung pflichtbewusst selbst auszuführen. Liz Truss wird das mit Sicherheit nie vergessen.
Quelle: ntv.de, mpe mit dpa