Politik

Urteil für Mord an Journalisten Mittelsmann geht lange ins Gefängnis

Der Prozess hatte im Dezember unter großen Sicherheitsvorkehrungen begonnen.

Der Prozess hatte im Dezember unter großen Sicherheitsvorkehrungen begonnen.

(Foto: dpa)

Seit dem vergangenen Jahr hält der Mord am Journalisten Kuciak die Slowakei in Atem. Nun gibt es ein erstes Urteil gegen einen Mittelsmann. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher, einen schwerreichen Unternehmer, dürfte bald folgen.

Im Fall des Mordes an dem slowakischen Journalisten Jan Kuciak und dessen Lebensgefährtin gibt es ein erstes Urteil. Ein Kronzeuge habe eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft unterzeichnet und sei zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, berichtete die Agentur TASR. Dem Mann wird zur Last gelegt, den Mordauftrag gegen Bezahlung an die mutmaßlichen Auftragskiller vermittelt zu haben.

Ein Kronzeuge tritt gegen Zusicherung einer milderen Strafe als Zeuge in einem Prozess um eine Straftat auf, an der er selbst beteiligt war. Das Spezialgericht in Pezinok nördlich der Hauptstadt Bratislava erhöhte die Strafe im konkreten Fall zwar von den zunächst vereinbarten 10 Jahren auf 15 Jahre. Ohne die Kronzeugenregelung hätte der Mann aber mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen müssen.

Trauer um Kuciak und seine Freundin.

Trauer um Kuciak und seine Freundin.

(Foto: REUTERS)

Der Journalist Jan Kuciak war im Februar 2018 mit seiner Freundin Martina Kusnirova tot in seinem Haus in einem Vorort von Bratislava aufgefunden worden. Beide wurden erschossen. Der 27 Jahre alte Reporter hatte zu Verbindungen zwischen Mafia und Politik in der Slowakei recherchiert. Unter den Beschuldigten in dem Mordfall ist unter anderem der umstrittene slowakische Unternehmer Marian Kocner.

Der 42 Jahre alte Verurteilte hatte mit den Ermittlern bei der Aufklärung des Doppelmordes zusammengearbeitet. Die Hauptverhandlung gegen die vier weiteren Angeklagten in dem Fall ist für Anfang Januar geplant.

Feindseliger Multimillionär

Kocner war zum Prozessbeginn am 19. Dezember mit kugelsicherer Weste und Helm bei Gericht erschienen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, den Mord an dem Enthüllungsjournalisten in Auftrag gegeben zu haben, nachdem ein Erpressungsversuch gescheitert war. Dem 56-Jährigen drohen im Fall einer Verurteilung nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwischen 25 Jahre und lebenslanger Haft.

Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, aus der zuvor mehrere slowakische Medien zitiert hatten, versuchte der als Auftraggeber des Mordes verdächtigte Kocner, Kuciak vor seinem Tod zu erpressen. Dem Gerichtsdokument zufolge fand Kocner aber "keinen Schmutz", mit dem er den Journalisten hätte belasten und diskreditieren können. Dies habe ihn zu der Entscheidung bewogen, "ihn physisch loszuwerden und so weitere Enthüllungen über seine Aktivitäten zu verhindern".

Der Multimillionär, gegen den auch in mehreren Betrugsfällen ermittelt wird, ist für seine feindselige Haltung gegenüber Journalisten bekannt. In einem Telefonat hatte er Kuciak und dessen Familie vor dessen Tod bedroht. Ein Mitschnitt davon wurde später von der Nachrichtenseite "aktuality.sk" veröffentlicht, für die Kuciak vor dem Mord arbeitete.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts

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