Politik

Militär rückt weiter vor Moskau: Evakuierung von Ost-Aleppo ist beendet

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Das russische Verteidigungsministerium erklärt, die Rebellen und ihre Familien hätten Ost-Aleppo verlassen. Allerdings seien noch einige Aufständische verblieben und feuerten auf syrische Truppen.

Die russische Armee hat die Evakuierung von Rebellen und ihren Angehörigen in der syrischen Metropole Aleppo für beendet erklärt. Mehr als 4500 Kämpfer und 337 Verwundete seien aus der Stadt gebracht worden, sagte ein Behördensprecher. Die Kämpfe mit dort verbliebenen Aufständischen dauerten jedoch noch an.

Wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte, setzen Einheiten der syrischen Regierungstruppen die Kämpfe zur Rückeroberung der Stadt weiter fort. In einigen Stadtvierteln hielten sich noch "radikale" Kämpfer der Rebellen verschanzt. Das Militär rücke in diesen Vierteln vor.

Zehntausende warten auf den Transport.

Zehntausende warten auf den Transport.

(Foto: AP)

Ein syrischer Militärvertreter sagte hingegen, die Evakuierungen in Aleppo seien nur "ausgesetzt" und "nicht beendet". Auch das türkische Außenministerium erklärte, der Einsatz sei "nicht beendet". Ankara war an der Aushandlung der Aktion zur Evakuierung von Zivilisten und Kämpfern aus Aleppo beteiligt.

Nach Angaben des Uno-Sondergesandten Staffan de Mistura sitzen im Ostteil der syrischen Stadt noch Zehntausende Menschen fest.

Laut Angaben der Vereinten Nationen müssen Hilfsorganisationen Ost-Aleppo nach dem Evakuierungsstopp verlassen. "Ich nehme an, die Nachricht kam von den Russen, die die Gegend überwachen", sagte die Syrien-Beauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Elizabeth Hoff.

Unstimmigkeiten über belagerte Orte Fua und Kafraja

Die Evakuierung Ost-Aleppos war am Morgen gestoppt worden. Dafür gaben sich Syriens Regierung und Regimegegner gegenseitig die Schuld. Das Staatsfernsehen berichtete, die Rebellen hätten versucht, "schwere Waffen aus Ost-Aleppo zu schmuggeln und Geiseln zu nehmen". Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, "bewaffnete terroristische Gruppen" hätten auf Busse und Autos geschossen.

Das oppositionelle Lokale Koordinierungskomitee erklärte hingegen, regimetreue Milizen hätten das Feuer eröffnet. Fares Schehabi, Abgeordneter des syrischen Parlaments, sagte zudem, die Evakuierung sei wegen Unstimmigkeiten über die von Rebellen belagerten Orte Fua und Kafraja ausgesetzt worden. "Die Rebellen lassen die Menschen dort nicht hinaus", erklärte er.

Aktivisten hatten zuvor berichtet, dass die Evakuierung nur schleppend vorankommt. Augenzeugen erklärten, Tausende warteten bei winterlichen Temperaturen auf Busse, die sie aus der Stadt bringen sollen. "Das Problem ist, dass nicht viele Busse kommen", sagte Ibrahim al-Hadsch von der Rettungsorganisation Weißhelme.

"Die Menschen sind alle erschöpft"

Frankreichs Präsident François Hollande erklärte, es seien noch 50.000 Menschen eingeschlossen. Hilfsorganisationen rechnen sogar mit rund 70.000 Menschen, die aus der Stadt gebracht werden müssen. Wegen einer monatelangen Blockade durch das Regime ist die humanitäre Lage dort katastrophal.

Bilder aus Ost-Aleppo zeigten volle Straßen, in denen Einwohner neben Trümmern mit Koffern auf den Transport warteten. "Die Menschen sind alle erschöpft", berichtete ein Aktivist mit dem Namen Abdulkafi. "Und sie haben Angst, dass die Waffenruhe wieder scheitern könnte."

Quelle: ntv.de, dsi/AFP/rts/dpa

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