Nach Drohnenattacke auf Moskau Moskau droht mit "harter Vergeltung"
24.07.2023, 19:01 Uhr Artikel anhören
Der Schaden hält sich hier in Grenzen: Ermittler untersuchen in Moskau ein Haus nach einer Drohnenattacke.
(Foto: AP)
Seit fast anderthalb Jahren macht Russland ukrainische Orte dem Erdboden gleich. Nach Drohnenangriffen auf Moskau und die Krim empört sich nun das Außenministerium und droht mit "Vergeltung". Ex-Präsident Medwedew fordert Angriffe auf "unkonventionelle Ziele".
Die jüngsten Drohnenattacken in Moskau nahe dem Verteidigungsministerium und auf der von Russland illegal annektierten Halbinsel Krim sorgen in Russland für Empörung. Das russische Außenministerium bezeichnete die Attacken als "dreiste Taten ukrainischer Neonazis" und drohte mit "harter Vergeltung". Das russische Verteidigungsministerium nannte die Drohnenangriffe auf Moskau einen "Terroranschlag".
Auch der russische Spitzenpolitiker Dmitri Medwedew meldete sich zu Wort und regte an, die Angriffsziele in der Ukraine noch weiter auszuweiten. "Wir müssen für unsere Angriffe unkonventionelle Ziele aussuchen. Nicht nur Lagerhallen, Energieverteiler und Öltanks", schrieb der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats und ehemalige Präsident auf Telegram. "Es gibt andere Orte, an denen wir noch nicht erwartet werden. Und wo die Wirkung sehr groß sein wird." Welche Orte er genau meinte, spezifizierte Medwedew nicht.
Tatsächlich greift Russland längst nicht nur Lagerhallen, Energieverteiler und Öltanks an, vielmehr ist kein Ort in der Ukraine vor Angriffen sicher. Seit Beginn des großangelegten Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 zerstören russische Truppen massiv die zivile Infrastruktur des Landes: Krankenhäuser, Schulen, Museen, Getreidelager, Kirchen - wobei Tausende Zivilisten getötet wurden. Erst am Wochenende hatten russische Truppen die ukrainische Hafenstadt Odessa attackiert und unter anderem die historische Verklärungskathedrale erheblich beschädigt.
In der Nacht zum Montag war nun Moskau selbst zum Ziel eines Angriffs mit Kampfdrohnen geworden. Aus Kiew gab es keine Bestätigung, auch wenn ukrainische Medien unter Berufung auf eigene Quellen die Attacke den Geheimdiensten ihres Landes zuschrieben. Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte, durch den Angriff mit zwei Drohnen sei niemand verletzt worden. Es entstand aber Sachschaden im Zentrum der russischen Millionenmetropole.
Drohnen in der Nähe des Verteidigungsministeriums und Geheimdienstes
Nach Angaben der Militärs wurden die Flugobjekte mit Störfunk zum Absturz gebracht. Demnach wurde eine Drohne über dem Zentrum entdeckt, eine weitere im Süden der Stadt. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Notfalldienste wurde im Zentrum ein Bürohochhaus getroffen. In dem Stadtteil liegen das Verteidigungsministerium und das Hauptquartier des Militärgeheimdienstes GRU.
Der Kreml sah trotzdem keinen Grund für eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen für Moskau. Die Sicherheitsorgane arbeiteten ohnehin auf Hochtouren, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Zuvor waren bereits Anfang Juli Drohnen über der 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernten russischen Hauptstadt abgeschossen worden. Auch im Mai hatte es Angriffe aus der Luft gegeben; eine Drohne war Videoaufnahmen zufolge direkt über dem Kreml explodiert.
Bei einem Drohnenangriff auf die Krim wurde zudem nach offiziellen Angaben erneut ein Munitionslager getroffen. Über der Krim seien elf Drohnen abgeschossen oder per Störfunk zum Absturz gebracht worden, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter Sergej Aksjonow auf Telegram mit. Es gebe jedoch einen "Einschlag im Munitionsdepot im Landkreis Dschankoj". Dschankoj ist ein Landkreis im Nordosten der Krim. Hier sind viele Lager und Depots zur Versorgung der russischen Besatzungstruppen im Süden der Ukraine untergebracht.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts