Politik

Vorbereitung auf neuen Krieg? Moskau will bis Jahresende zwei neue Armeen aufstellen

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Russischer Soldat in der eroberten Stadt Awdijiwka.

Russischer Soldat in der eroberten Stadt Awdijiwka.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Kurz nach den Scheinwahlen in Russland kündigt Moskau einen Ausbau der Streitkräfte an. Zwei neue Armeen sollen noch 2024 aufgestellt werden, kündigt Verteidigungsminister Schoigu großspurig an. Stellt der Kreml bereits Weichen für den nächsten Konflikt?

Russland will seine Streitkräfte weiter verstärken und dafür noch in diesem Jahr neue Verbände aufstellen. Das kündigte Verteidigungsminister Sergei Schoigu am Mittwoch bei einer Sitzung seines Ministeriums an. "Bis Ende des Jahres planen wir, zwei kombinierte Armeen und 30 Formationen zu bilden, darunter 14 Divisionen und 16 Brigaden", sagte Schoigu.

"Wir werden das russische Militär weiterhin entsprechend den aufkommenden Bedrohungen für die Sicherheit unseres Landes verstärken." Zudem meldete der Minister, dass bereits ein Armeekorps, eine motorisierte Schützendivision sowie die sogenannte Dnipro-Flussflottille und eine Brigade von Flussbooten als Teil der Flottille gebildet worden seien.

Westliche Militärexperten nahmen die Äußerungen aus Moskau mit Skepsis auf. "Schoigu blieb typischerweise undurchsichtig, was die Details angeht", sagte John Foreman, ehemaliger britischer Verteidigungsattaché in Moskau und Kiew, dem US-Magazin "Newsweek". "Ich glaube nicht, dass Russland derzeit in der Lage ist, diese neuen, größeren Formationen zu bemannen, auszubilden und auszurüsten, wenn man die anhaltenden Kämpfe in der Ukraine, die ständigen Verluste, den starken Druck auf den militärisch-industriellen Komplex und die Zerstörung großer Mengen an Rüstung und Ausrüstung bedenkt."

US-Analysten: Russland plant langfristig

Ähnlich äußerte sich auch die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). Man gehe nach wie vor davon aus, dass Russland derzeit nicht über "personellen Ressourcen, die militärische Infrastruktur und die Ausbildungskapazitäten verfügt, um kurz- bis mittelfristig mehrere völlig neue Divisionen bis hin zu Formationen auf Armeeebene in voller Stärke aufstellen zu können", heißt es im aktuellen Lagebericht des ISW.

Demnach deuten die Pläne des Kreml aber darauf hin, Russlands militärische Fähigkeiten langfristig auszubauen, um sich auf einen möglichen Krieg mit der NATO vorzubereiten. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich Moskau auf einen langen Konflikt vorbereitet, sehen die US-Experten in der Beförderung von Generalleutnant Andrej Bulyga zum stellvertretenden Verteidigungsminister. Bulyga ist in seinem neuen Amt für die materielle und technische Versorgung der Armee zuständig und könnte laut ISW eine tiefgreifende Reform des Logistikwesens anstreben.

Vor einem möglichen Krieg zwischen Russland und der NATO warnen westliche Politiker schon länger. Erst Anfang der Woche sagte der polnische Präsident Andrzej Duda, dass Russland auf Kriegswirtschaft umstelle, mit dem Ziel, das Verteidigungsbündnis bereits 2026 oder 2027 angreifen zu können. Duda berief sich bei seiner Aussage beim Sender CNBC auf nicht näher bezeichnete deutsche Analysen. Dem ISW zufolge hängt der Zeitplan für die Entstehung einer signifikanten militärischen Bedrohung durch Russland "stark von den finanziellen Ressourcen ab, die Putin bereit ist, für militärische Bemühungen einzusetzen".

Quelle: ntv.de, jpe

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