Störung in russischem AKW? Moskau wirft Ukraine Sabotage an Stromleitungen vor
16.08.2022, 17:57 Uhr
Im russischen Kernkraftwerk Kursk soll es nach Anschlägen auf Strommasten zu einer Störung gekommen sein. (Archivbild)
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Seit Tagen wird das Atomkraftwerk Saporischschja beschossen. Nun trifft es offenbar auch eine Anlage auf russischem Boden. Eine Störung in einem AKW in der Grenzregion Kursk rechnet der russische Geheimdienst ukrainischen Sabotage-Gruppen zu.
Russland hat Störungen an einem seiner Atomkraftwerke in der Grenzregion zur Ukraine beklagt - und dafür Bürger des Nachbarlandes verantwortlich gemacht. In den vergangenen zwei Wochen hätten "ukrainische Sabotage-Gruppen" in dem Gebiet Kursk an insgesamt sechs Strommasten Sprengsätze gezündet, teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB laut Agentur Interfax mit.
Dem FSB zufolge kam es am Kernkraftwerk Kursk zwischenzeitlich zu "einer Störung des technologischen Betriebsprozesses". Der russische Geheimdienst erklärte, nach den Verantwortlichen werde gefahndet. Zudem sollen russische AKW-Anlagen offiziellen Angaben zufolge nun noch besser geschützt werden. Unabhängig überprüfbar sind die Anschuldigungen in Richtung Ukraine, gegen die Russland seit fast einem halben Jahr Krieg führt, nicht.
Auch auf der Krim sieht Russland Saboteure am Werk. Nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums wurden am Morgen ein militärisches Lagerhaus und ein Stromverteiler durch einen Sabotage-Akt beschädigt. Der Tatort befinde sich in der Nähe des Ortes Dschankoj im Norden der Halbinsel, teilte das Ministerium laut Nachrichtenagentur Tass mit. Die Zeitung "Kommersant" berichtete zudem von schwarzen Rauchwolken über einem Luftwaffenstützpunkt in Gwardejskoje im zentralen Teil der von Russland annektierten Krim.
Tagelanger Beschuss von Saporischschja
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte Russland in der Nacht zum Dienstag erneut zum Rückzug aus dem Atomkraftwerk Saporischschja auf. "Jeder radioaktive Zwischenfall im Atomkraftwerk Saporischschja könnte auch zu einem Schlag gegen die Staaten der Europäischen Union und gegen die Türkei und gegen Georgien und gegen die Staaten weiter entfernter Regionen werden", sagte der Staatschef in seiner Videobotschaft. "Alles hängt nur von der Richtung und der Stärke des Windes ab", sagte Selenskyj.
Das von Russland besetzte größte Kernkraftwerk Europas wird seit Tagen beschossen. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Selenskyj sagte, dass Russland sich ohne Bedingungen aus dem AKW zurückziehen müsse. Zugleich bekräftigte er seine Forderungen vom Wochenende nach Sanktionen gegen den russischen Atomkonzern Rosatom und die gesamte Nuklearindustrie des "Terrorstaates".
Die internationale Gemeinschaft müsse handeln, weil sie durch Russlands Terror in Gefahr sei, betonte er. "Wenn die Welt jetzt nicht die Kraft aufbringt und die Entschlossenheit, um eine Atomanlage zu schützen, dann heißt das, dass die Welt verliert", sagte Selenskyj.
Quelle: ntv.de, mau/dpa