"Treffen Entscheidungen allein" Netanjahu lässt Baerbock und Cameron abblitzen
17.04.2024, 16:41 Uhr Artikel anhören
Netanjahu hört sich Baerbock an und bleibt seiner Linie treu.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die beiden Außenminister Baerbock und Cameron reisen als erste westliche Spitzenpolitiker nach dem Angriff auf Israel in das Land. Beide mahnen die Regierung zur Zurückhaltung. Noch bevor die deutsche Außenministerin das Land verlassen hat, gibt sich Premier Netanjahu betont unbeeindruckt.
Bundesaußenministerin Annalen Baerbock ist bei ihren Bemühungen um eine Zurückhaltung Israels nach dem Angriff durch den Iran bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu offenbar auf Granit gestoßen. Netanjahu dankte der Grünen-Politikerin und dem britischen Amtskollegen David Cameron für ihre Unterstützung. "Sie haben auch alle möglichen Vorschläge und Ratschläge." Entscheidungen über seine Sicherheit fälle Israel aber selbst, erklärt der 74-Jährige nach einem Treffen mit den beiden Ministern in Israel. "Ich will ganz deutlich sein - wir werden unsere eigenen Entscheidungen treffen und der Staat Israel wird alles Notwendige tun, um sich selbst zu verteidigen."
Bundesaußenministerin Baerbock rief kurz vor ihrem Rückflug Israel nochmals zur Zurückhaltung auf. "Ich rede hier nicht von klein beigeben. Ich rede hier von einer klugen Zurückhaltung, die nichts weniger ist als Stärke", sagte sie. Diese Stärke habe Israel mit seinem "Defensivsieg" am vergangenen Wochenende schon gezeigt, "dadurch, dass es sich mit starken Partnern und Staaten der Region verteidigen kann, und dadurch, dass es dem iranischen Regime damit deutlich gemacht hat, wie sehr Iran sich verrechnet hat und in der Region isoliert dasteht".
Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden fast alle der mehr als 300 vom Iran abgefeuerten Drohnen und Raketen abgewehrt, unter Mithilfe unter anderem der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens.
Der Angriff Teherans werde "nicht ohne weitere Konsequenzen bleiben", sagte Baerbock in Tel Aviv. Die EU habe den Iran bereits mit "massiven Sanktionen" belegt. "Und wir arbeiten weiter hieran", sagte sie mit Blick auf eine mögliche Ausweitung der Strafmaßnahmen.
Baerbock hatte neben Regierungschef Netanjahu auch Außenminister Israel Katz, Staatschef Isaac Herzog sowie den Oppositionsführer Benny Gantz getroffen, der ebenfalls dem Kriegskabinett angehört. Es war ihr siebter Besuch in Israel seit dem Überfall der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober. Katz und Herzog hatten Baerbock gemeinsam mit ihrem britischen Kollegen Cameron empfangen. Bei dem Gespräch rief Herzog nach Angaben seines Büros die internationale Gemeinschaft auf, "entschlossen und entschieden gegen die Bedrohung des iranischen Regimes" zu kämpfen.
Cameron sagte danach vor britischen Journalisten: "Wir hoffen, dass Israel auf eine Weise reagieren wird, die so wenig wie möglich zu einer Eskalation beiträgt, und auf eine Weise, die sowohl intelligent als auch hart ist." Beide waren die ersten westlichen Spitzenpolitiker, die Israel nach dem iranischen Angriff auf Israel besuchten.
Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus bezeichnet, bei dem am 1. April sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet worden waren.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP