Politik

Problem mit Bedienungsanleitung Neuer Marine-Helikopter bleibt am Boden

Andere Länder benutzen den "Sea Lion" bereits, doch die Bundeswehr verlangt von Airbus, zunächst Unklarheiten in der Bedienungsanleitung zu beseitigen.

Andere Länder benutzen den "Sea Lion" bereits, doch die Bundeswehr verlangt von Airbus, zunächst Unklarheiten in der Bedienungsanleitung zu beseitigen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der neue Marine-Helikopter "Sea Lion" von Airbus soll in der Bundeswehr ein 44 Jahre altes Modell ersetzen. Doch es gibt Probleme - die Marine bemängelt, dass die Bedienungsanleitung viel zu viele Lücken aufweise.

Weil die Bedienungsanleitung nicht ihren Anforderungen entspricht, will die Bundeswehr einen neuen Militär-Hubschrauber nicht in Betrieb nehmen. Es geht um das Modell "NH 90 Sea Lion" von Airbus, das vor fünf Wochen ausgeliefert wurde. Bei der Wartung seien in der Technischen Dokumentation an 150 Stellen "Unregelmäßigkeiten" festgestellt worden. Als Beispiel nannte die Bundeswehr fehlende Angaben dazu, mit welchem Fett bewegliche Bauteile des Hubschraubers geschmiert werden sollten. Auch bleibe offen, wie oft dies geschehen müsse.

"In der Summe handelt es sich hierbei um erhebliche Fehler, die einen sicheren Flugbetrieb des Hubschraubers nicht erlauben", teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Airbus Helicopters hatte den ersten von 18 solcher Maschinen am 24. Oktober an die Bundeswehr übergeben. Die Verzögerung habe "aktuell keine Auswirkungen auf die Herstellung der vollen Einsatzreife des Hubschraubers, die ab 2023 vorgesehen ist", so das Ministerium. Von Airbus hieß es: "Die vom Ministerium genannten Punkte sind seit Längerem bekannt, und wir arbeiten bereits mit allen beteiligten Partnern an deren zeitnaher Behebung."

Eine Technische Dokumentation soll alle Informationen über ein Waffensystem enthalten, die zu Nutzung, Wartung und Reparatur nötig sind. Für den "Sea Lion" hält die Bundeswehr das bei Weitem für nicht gewährleistet. Man sei zwar weiterhin grundsätzlich von der Leistungsfähigkeit des Hubschraubers überzeugt. "Aber aufgrund der unzureichenden und lückenhaften technischen Dokumentation kann jedoch zum jetzigen Zeitpunkt ein Flugbetrieb durch die Frauen und Männer der Marine nicht verantwortet werden."

Andere Länder nutzen den Helikopter schon

Oberste Priorität habe für die Bundeswehr, dass die Soldaten sich auf ihr Gerät verlassen und es sicher handhaben könnten. "Im Falle des 'Sea Lion' sehen wir diesen Maßstab durch den Hersteller noch nicht erfüllt." Die Bundeswehr verzichte daher auf eine "vorschnelle" Aufnahme des Ausbildungsflugbetriebs noch in diesem Jahr.

Der "Sea Lion" ist die maritime Version des Militärhubschraubers NH90. Die nun ausgelieferte Maschine ist die 400. dieses Typs. Italien, Frankreich, die Niederlande, Norwegen und Belgien haben bereits NH90-Marinehubschrauber im Einsatz, zuletzt hatte Katar bei Airbus solche Maschinen bestellt. Der "Sea Lion" soll auf dem niedersächsischen Marinefliegerstützpunkt Nordholz den 44 Jahre alten Marinehubschrauber "Sea King" ablösen. Der ist aufgrund seines Alters nur noch bedingt einsatzbereit.

Mitte November hatte die Bundeswehr bereits die Abnahme des Airbus-Militärtransporters A400M vorerst gestoppt und als Grund lockere Schrauben am Propeller genannt. Airbus erklärte auch damals, die Mängel bei einigen Flugzeugen seien bekannt.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts/AFP

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