"Albern und veraltet" New York schafft Ehebruch-Gesetz ab
22.11.2024, 23:41 Uhr Artikel anhören
Auf Ehebruch standen in New York bis zu drei Monate Haft.
(Foto: IMAGO/Zoonar)
Eheliche Untreue als Straftatbestand gibt es in zahlreichen US-Bundesstaaten. Das demokratisch regierte New York streicht das Gesetz jetzt aus dem Kanon. Die Gouverneurin begründet das mit dem Hinweis, darum müssten sich Einzelpersonen kümmern und nicht der Staat.
Der US-Staat New York hat ein kaum genutztes Gesetz aus dem Jahr 1907 aufgehoben, das Ehebruch verbietet. Die Gouverneurin Kathy Hochul unterzeichnete eine entsprechende Gesetzesmaßnahme. "Zwar habe ich das Glück, dass ich seit 40 Jahren ein liebevolles Eheleben mit meinem Mann führe - wodurch es irgendwie ironisch ist, dass ich ein Gesetz in Kraft setze, das Ehebruch entkriminalisiert -, doch weiß ich, dass Menschen häufig komplexe Beziehungen haben", teilte die Demokratin Hochul mit. "Um diese Angelegenheiten sollten sich eindeutig diese Einzelpersonen kümmern und nicht unser Strafrechtssystem." Das Ehebruch-Gesetz sei albern und veraltet.
Gemäß dem jetzt abgeschafften Gesetz war es eine Straftat, die Ehepartnerin oder den Ehepartner zu betrügen. Darauf standen bis zu drei Monate Haft. Ein Abgeordneter im US-Staat New York, Charles Lavine, sagte, seit den 1970er Jahren seien etwa ein Dutzend Personen unter dem Ehebruch-Gesetz angeklagt worden. In nur fünf dieser Fälle habe es eine Verurteilung gegeben. Lavine setzte sich dafür ein, dass das Gesetz aufgehoben wurde. Zuletzt wurde das Gesetz offenbar 2010 angewendet. Damals wurde eine Frau beschuldigt, die beim Sex in einem Park erwischt wurde. Im Rahmen eines Schuldeingeständnisses wurde der Vorwurf des Ehebruchs aber wieder fallen gelassen.
Untreuenachweis für Scheidung nötig
In mehreren US-Staaten gelten noch Verbote gegen Ehebruch. Diese wurden einst eingeführt, um eine Scheidung zu erschweren. Früher war es nur möglich, eine legale Trennung bewilligt zu bekommen, indem Untreue nachgewiesen wurde. Vorwürfe unter so einem Gesetz sind selten. Einige Staaten haben ebenfalls Schritte unternommen, um ihr Ehebruch-Gesetz aufzuheben.
In den 1960er Jahren war der Staat New York schon mal kurz davor, das Gesetz aufzuheben. Zunächst stellten sich damals Abgeordnete hinter die Einschätzung einer staatlichen Kommission, wonach es unmöglich sei, das Ehebruch-Gesetz durchzusetzen. Doch wurde an dem Gesetz festgehalten, nachdem das Argument vorgebracht worden war, dass eine Aufhebung den Eindruck erwecken könnte, der Staat unterstütze offiziell Untreue in einer Partnerschaft. Das geht aus einem Artikel der Zeitung "The New York Times" aus dem Jahr 1965 hervor.
Quelle: ntv.de, mau/AP