262 Evakuierte in Paris gelandet Niger öffnet Grenzen zu fünf Nachbarstaaten
01.08.2023, 21:36 Uhr Artikel anhören
Noch müssen einige Franzosen auf ihren Rückflug warten.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Zwischen Frankreich und dem Niger ist die Beziehung seit dem Putsch angespannt. Nun beginnt Paris mit der Evakuierung französischer Staatsbürger aus dem afrikanischen Land. Derweil verkündet das Militär die Öffnung der Grenzen.
Nach dem Militärputsch im westafrikanischen Niger hat das Militär die Land- und Luftgrenzen zu fünf Nachbarstaaten wieder geöffnet. Einer der Putschisten erklärte im nationalen Fernsehen, dass die Grenzen zu Algerien, Burkina Faso, Libyen, Mali und dem Tschad "ab heute" wieder offen seien. Kurz nach dem Putsch in der vergangenen Woche hatte das Militär die Grenzen geschlossen und eine Ausgangssperre verhängt.
Die Bekanntmachung der Wiedereröffnung der Grenzen erfolgte inmitten einer Evakuierungsaktion Frankreichs. Das erste französische Flugzeug mit Evakuierten ist am Pariser Flughafen Roissy Charles de Gaulle angekommen. Aus Flughafenquellen hieß es, die Maschine sei um kurz nach 01.30 Uhr gelandet. An Bord des Airbus A330 befanden sich Angaben der französischen Außenministerin Catherine Colonna zufolge 262 Menschen, darunter ein Dutzend Babys. Fast alle Passagiere seien Franzosen, sagte sie.
Nach Informationen des französischen Generalstabs sollte noch ein weiterer Flieger in der Nacht nach Frankreich abfliegen. Auch ein drittes Flugzeug sollte demnach für die Evakuierung genutzt werden können. Frankreich hatte angeboten, auch Menschen aus anderen europäischen Ländern aus dem Niger zu evakuieren. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hatte es geheißen, man rate den Deutschen im Niger, das Angebot anzunehmen.
Zuvor hatten sich etwa 500 bis 600 Französinnen und Franzosen im Niger befunden, wie es vom Ministerium hieß. In dem Land sind zudem auch französische Soldaten stationiert. Zudem hatte es am Wochenende in der nigrischen Hauptstadt Niamey Pro-Putsch-Proteste gegeben. Berichten zufolge versammelten sich Demonstranten auch vor der französischen Botschaft. Einige sollen die Botschaftsplakette abgerissen, mit Füßen getreten und durch nigrische und russische Flaggen ersetzt haben. Paris verurteilte die Gewalt.
Frankreich erkennt neue Machthaber nicht an
Nigers neue Militärjunta warf Frankreich vor, eine militärische Intervention in dem Land zu planen. Am Mittwoch vergangener Woche hatten Offiziere von General Abdourahamane Tians Eliteeinheit den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Tiani ernannte sich am Freitag selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach der Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung des westafrikanischen Landes außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf.
Frankreich erkennt die neuen Machthaber nicht an und fordert eine Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung um Präsident Bazoum herum. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat im Niger sowie im benachbarten Tschad etwa 2500 Soldaten stationiert. Der Niger war für Paris zuletzt einer der letzten örtlichen Partner im Anti-Terror-Kampf in der Sahelzone. Das Land ist für Frankreich auch wegen seiner Uranvorkommen von Bedeutung.
Quelle: ntv.de, tkr/mdi/dpa/AFP