Wegen Beitragsdrohung gegen NDR Nouripour wirft Linnemann Zensurversuch vor
24.09.2025, 05:00 Uhr Artikel anhören
Eine NDR-interne Entscheidung: Bundestagsvize Nouripour wettert gegen Einmischung Linnemanns.
(Foto: picture alliance / dts-Agentur)
War es falsch oder richtig, dass der NDR die Moderatorin Julia Ruhs von einer Sendung abgezogen hat? Das lässt Bundestagsvize Nouripour offen. Die Drohung mit einem Beitragsmoratorium des CDU-Generalsekretärs Linnemann sei in jedem Fall "indiskutabel".
Der Vizepräsident des Bundestags, Grünen-Politiker Omid Nouripour, hat die Drohung von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, die Rundfunkbeiträge einzufrieren, weil der Norddeutsche Rundfunk (NDR) eine Moderatorin ausgetauscht hatte, scharf kritisiert. Linnemanns Äußerungen seien "indiskutabel", schrieb Nouripour in einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel".
"Man kann diesen Austausch klug finden oder falsch, aber es ist das Ergebnis einer intensiven Debatte innerhalb einer Redaktion - und keine der Politik", schrieb Nouripour über die NDR-Entscheidung, der Journalistin Julia Ruhs die Moderation des Formats "Klar" zu entziehen.
Die Kritik von Linnemann darauf verurteilte Nouripour entschieden: "Wenn eine Regierungspartei dermaßen Druck macht, kommt das einem Zensurversuch gleich." Damit würde die CDU nicht anders handeln als der Chef der US-Lizenzierungsbehörde, der dem Sender von US-Moderator Jimmy Kimmel damit gedroht hatte, die Lizenz zu entziehen. "Das nennt man Zensur", schrieb Nouripour.
"Warum schreitet Wolfram Weimer nicht ein?"
Der Bundestagsvizepräsident kritisierte auch Wolfram Weimer, Kulturstaatsminister der Bundesregierung, dass er die Äußerung nicht kritisiert habe. "Jeder Versuch von Zensur muss jeden Demokraten besorgen", so Nouripour. Und weiter: "Politische Einflussnahme auf die freie Presse darf es in einer Demokratie nicht geben. Wieso schreitet der für Medien zuständige Kulturstaatsminister nicht ein, wenn der Generalsekretär einer Regierungspartei der freien Presse öffentlich mit dem Entzug deren Existenz droht?"
Insgesamt äußerte sich Nouripour besorgt über den Zustand von Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland und in den USA. "In den Vereinigten Staaten von Amerika droht die demokratische Ordnung, wie wir sie seit der Nachkriegszeit kennen, zu kippen. Doch auch hierzulande rutscht der Anstand weg", schrieb Nouripour.
Quelle: ntv.de, mau