Politik

Kurz vor den britischen Wahlen Oberrabiner wirft Labour Antisemitismus vor

Ephraim Mirvis, der Oberrabiner Großbritanniens, zeigt sich besorgt.

Ephraim Mirvis, der Oberrabiner Großbritanniens, zeigt sich besorgt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Seit Jahren sieht sich Labour-Chef Corbyn mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert. Kurz vor den Parlamentswahlen am 12. Dezember bekräftigt der britische Oberrabiner Mirvis die Anschuldigungen. Seine Aussagen werden als "noch nie da gewesenen Eingriff in die Politik" gedeutet.

Gut zwei Wochen vor den britischen Parlamentswahlen hat der Oberrabbiner Großbritanniens, Ephraim Mirvis, der Labour-Partei vorgeworfen, nicht entschlossen gegen Antisemitismus in den eigenen Reihen vorzugehen. "Ein neues Gift - genehmigt von der Spitze - hat in der Labour-Partei Fuß gefasst", schrieb Mirvis in einem Beitrag für "The Times". "Dies ist ein Scheitern der Führung", sagte er und warf die Frage auf, ob Parteichef und Labour-Spitzenkandidat Jeremy Corbyn für ein hohes Amt geeignet sei. Die "Times" wertete Mirvis' Beitrag als einen "noch nie da gewesenen Eingriff in die Politik".

"Es ist nicht meine Aufgabe, den Leuten zu sagen, wie sie wählen sollen", sagte der Oberrabbiner selbst. So kurz vor den Wahlen auf die wachsende Sorge vor Antisemitismus aufmerksam zu machen sei "einer der schmerzhaftesten Momente" seiner Karriere. Er bedauere, in diese Situation gekommen zu sein. Mit Blick auf die vorgezogene Parlamentswahlen sagte Mirvis: "Wenn der 12. Dezember kommt, bitte ich jeden Menschen, mit seinem Gewissen abzustimmen."

Corbyn hat Antisemitismus-Vorwürfe gegen ihn und seine Partei in der Vergangenheit wiederholt zurückgewiesen. Seit seiner Wahl zum Labour-Chef 2015 wurden diese immer wieder erhoben. Im Jahr 2018 räumte der heute 70-jährige Corbyn ein, dass Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und zaghaft betrieben worden seien. Seit 2017 verließen laut "The Times" 13 Abgeordnete die Labour-Partei, unter anderem aus Kritik am Umgang mit antisemitischen Tendenzen in der größten Oppositionspartei.

Menschenrechtskommission prüft Diskriminierungsvorwürfe

Kritiker werfen Corbyn auch eine einseitige Unterstützung der Palästinenser im Nahostkonflikt vor. Noch bevor er Labour-Chef wurde, bezeichnete er laut britischen Medien die im Gazastreifen herrschende Hamas, die unter anderem auch von der EU als Terrororganisation eingestuft wird, als "Freunde". Später entschuldigte er sich dafür. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, unterstützte die Sorgen des Oberrabbiners in einem Tweet, ohne dabei ausdrücklich Labour zu nennen.

Wegen mehrerer Beschwerden innerhalb der Partei prüft derzeit eine Kommission für Menschenrechte (EHRC), ob Labour "Menschen, weil sie Juden sind, unrechtmäßig diskriminiert, belästigt oder schikaniert" hat, schrieb die Nachrichtenagentur PA.

Quelle: ntv.de, agr/dpa

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