Politik

Studie zeigt mehr Hassverbrechen Ostdeutschland ist für Asylbewerber gefährlicher

Im August 2015 sichert die Polizei den ehemaligen Praktiker Baumarkt in Heidenau (Sachsen) vor Übergriffen von Gegnern der Asylunterkunft.

Im August 2015 sichert die Polizei den ehemaligen Praktiker Baumarkt in Heidenau (Sachsen) vor Übergriffen von Gegnern der Asylunterkunft.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mehr Migranten bedeutet nicht unbedingt mehr Angriffe auf Migranten. Ganz im Gegenteil. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie. Besonders deutlich wird das in Ostdeutschland.

Einer Studie zufolge ist das Risiko, Opfer eines Hassverbrechens zu werden, für Asylsuchende in Ostdeutschland zehnmal so hoch wie in den westlichen Bundesländern. Die Autoren vom Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim fanden heraus, dass die Wahrscheinlichkeit nicht etwa da besonders hoch ist, wo eine besonders hohe Zahl von Zuwanderern angesiedelt wird. Als Einflussfaktor bedeutender ist den Angaben zufolge vielmehr, wie viel Erfahrungen die Einheimischen in der Vergangenheit mit Zuwanderern gemacht haben.

Die Zahl der Angriffe sei "in Regionen mit einem zuvor geringen Ausländeranteil höher als in Regionen mit einem bereits hohen Ausländeranteil", stellen Horst Entorf und Martin Lange fest. Die wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. "Hassverbrechen gegen Ausländer haben in erster Linie keine wirtschaftlichen Motive", erklärt Lange. Politiker, die meinen, fremdenfeindliche Tendenzen ließen sich vor allem mit lokaler Wirtschaftsförderung, mehr Lohn und Wohnungsbau-Offensiven erfolgreich bekämpfen, können demnach nicht mit Erfolg rechnen. Wichtiger sei es, in Regionen mit begrenzter Migrationserfahrung das Bewusstsein und das Mitgefühl der Einheimischen zu stärken, sagt Lange.

Spitzenplätze für ostdeutsche Kreise

Unter Hasskriminalität im Sinne der Studie wird politisch motivierte Kriminalität wie Volksverhetzung, Hakenkreuz-Schmierereien, körperliche Angriffe und Brandanschläge verstanden. In den Jahren 2013 bis 2015 kam es in einem ostdeutschen Kreis bei einem Ausländeranteil von drei Prozent und einer Ansiedlung von 1000 Asylsuchenden pro 100.000 Einwohnern durchschnittlich zu zwei bis drei Übergriffen im Jahr. Für einen vergleichbar großen Kreis in Westdeutschland wurden statistisch 0,4 bis 0,6 Übergriffe ermittelt.

Für ihre Untersuchung hatten die Mannheimer Forscher 1155 Vorfälle aus den Jahren 2013 bis 2015 betrachtet. Damals war die Zahl der Angriffe pro 100.000 Einwohner mit 9,76 in der Region Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am höchsten, gefolgt vom brandenburgischen Landkreis Uckermark (8,24) und vom Saalekreis in Sachsen-Anhalt (8,24). Laut Studie gab es in diesem Zeitraum bundesweit 118 Kreise, in denen kein einziger Übergriff auf Asylsuchende gemeldet wurde. Von diesen 118 Kreisen liegen nur 4 in den östlichen Bundesländern.

Quelle: ntv.de

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