Politik

Breite Kritik am Ringtausch "Peinlicher" Taurus-"Kindergarten" stößt auf große Skepsis

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ein deutscher Kampfjet trägt einen Taurus-Marschflugkörper.

Ein deutscher Kampfjet trägt einen Taurus-Marschflugkörper.

(Foto: picture alliance/dpa/Bundeswehr)

Großbritannien zeigt dem Kanzler einen möglichen Weg aus dem Taurus-Dilemma: einen Marschflugkörper-Ringtausch zwischen den europäischen NATO-Partnern. Doch weder Teile der Ampel noch der Verteidigungsminister halten das für eine gute Idee.

Die Idee eines Ringtauschs zur Unterstützung der Ukraine mit Marschflugkörpern stößt bei Politikern von Grünen, FDP und CDU auf Skepsis. Die Überlegungen zeigten "exemplarisch die Schwäche" von Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Unterstützung der Ukraine, sagte der Grünen-Politiker Anton Hofreiter der Deutschen Presse-Agentur. Die Botschaft sei: "Großbritannien kann liefern, aber Deutschland nicht."

Berichten zufolge gibt es Überlegungen, Taurus-Marschflugkörper der Bundeswehr an Großbritannien oder auch an Frankreich zu liefern, die dann im Gegenzug ähnliche Waffensysteme aus ihren eigenen Beständen in die Ukraine exportieren würden. Ein Ringtausch wäre zwar besser als gar nichts, sagte Hofreiter. Aber das deutsche Taurus-System sei deutlich besser als die Waffensysteme der Verbündeten, da es durch elektronische Kriegsführung kaum gestört werden könne, betonte der Vorsitzende des Europaausschusses des Bundestags.

Deutlicher wurde FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. "Unsere europäischen Partner müssen uns für völlig bekloppt halten", sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Nachrichtenagentur Reuters. Bei dem Ringtausch gehe es nur um eine "gesichtswahrende Lösung für den Kanzler", sagte sie. "Sind wir hier im Kindergarten und machen Ringelreihen oder was?" Was gebraucht werde, sei umgehend weitere Unterstützung von allen europäischen Ländern, damit die Ukraine sich weiterhin wirkungsvoll wehren könne. "Wir brauchen keinen Ringtausch."

Mehr zum Thema

Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich in der "Bild"-Zeitung zurückhaltend, was einen möglichen Marschflugkörper-Ringtausch angeht. "Ich weiß nichts von diesem Angebot", sagte der SPD-Politiker. "Wenn es dazu Gespräche gibt, dann nicht in meinem Haus." Falls es solche Gespräche mit dem Kanzleramt geben sollte, müssten sie ergeben, "ob das tragfähig ist oder nicht". Eine Taurus-Lieferung lehnt er ohnehin ab. Die deutschen Modelle seien "nicht vergleichbar mit den Produkten anderer Nationen", weshalb es eine sorgfältige Abwägung brauche.

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter sagte der dpa, ein solcher Ringtausch wäre "peinlich" für Deutschland und widerspreche einem deutschen Führungsanspruch in Europa. "Außerdem ist es ein Zeichen mangelnden Vertrauens in die Ukraine, wenn Deutschland dem Angebot nachkommt", betonte er. "Deshalb sollte Deutschland endlich direkt liefern, denn die Unterstützung der Ukraine auch mit Taurus dient unserer eigenen Sicherheit, verhindert Massenflucht und eine Ausweitung des Krieges."

Quelle: ntv.de, ses/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen