Klare Sache Polen wählen Komorowski
04.07.2010, 20:54 UhrDer nächste Präsident unseres Nachbarlandes wird der bisherige liberal-konservative Parlamentschef Komorowski. Für den als ausgleichend und europafreundlich geltenden Kandidaten stimmen 53,1 Prozent der Polen. Komorowski kündigt in einer ersten Reaktion an, er wolle das Land einen.
Neuer Präsident Polens wird voraussichtlich der Liberale Bronislaw Komorowski. Laut Nachwahlbefragungen lag der derzeitige Übergangspräsident bei der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl mit 53,1 Prozent klar in Führung vor seinem konservativen Rivalen Jaroslaw Kaczynski.
"Gesiegt hat die Demokratie, unsere polnische Demokratie", sagte Komorowski in einer ersten Reaktion. Er wolle einen und nicht spalten, versicherte der 58-jährige.
Knapp 31 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, einen Nachfolger für den bei einem Flugzeugabsturz gestorbenen Staatschefs Lech Kaczynski zu wählen. Die Präsidentenwahl war ursprünglich für den Herbst geplant. Übergangsweise übernahm der damalige Parlamentspräsident Komorowski aus dem liberalen Regierungslager das Präsidentenamt.
Stichwahl war nötig
Beim ersten Wahlgang hatte Komorowski mit 41,5 Prozent der Stimmen eine notwendige absolute Mehrheit verfehlt. Kaczynski landete mit 36,5 Prozent auf dem zweiten Platz. Da der sozialdemokratische Kandidat Grzegorz Napieralski mit mehr als 13 Prozent überraschend gut abschnitt, warben Komorowski und Kaczynski vor der Stichwahl insbesondere um linksgerichtete Wähler. Im Mai und Juni war der Wahlkampf von einem der schlimmsten Hochwasser in Polen seit Jahrzehnten überschattet gewesen.
Der frühere Regierungschef Kaczynski bemühte sich im Wahlkampf, sein Image als unnachgiebiger und polarisierender Nationalkonservativer abzulegen. Die Polen hätten die Wahl "zwischen kaltem Neo-Liberalismus und einem auf Solidarität begründetem Polen", sagte der 61-Jährige bei seiner Abschlusskundgebung am Freitag. Kaczynski gilt als EU-skeptisch.
Große Zuversicht
Komorowski, der als wenig charismatisch, aber ausgleichend und europafreundlich gilt, warf seinem Rivalen in seiner Abschlusskundgebung vor, das Land zu spalten: "Ihr habt die Wahl zwischen einem Politiker, der Missgunst und Groll befördert, und einer Zukunft mit einer zuversichtlichen Vision."
Bei der Stimmabgabe in seinem ländlichen Rückzugsort Mackowa Ruda im Nordosten Polens antwortete Komorowski auf die Frage, ob er zuversichtlich sei: "Sehr." Kaczynski rief in einem Wahllokal in Warschau alle Bürger zur Stimmabgabe auf.
Einen prominenten Fürsprecher hatte Komorowski, der in den meisten Umfragen Favorit war, mit Ex-Präsident und Solidarnosc-Führer Lech Walesa. "Ich hoffe, wir wählen einen Mann, der dieses Land in Ordnung bringt, gestützt auf Versöhnung und Konsens, und dass so Polen noch stärker in einem vereinten Europa sein wird", sagte Walesa. Der Urnengang gilt auch als Test für die Parlamentswahl Ende 2011.
Quelle: ntv.de, dpa