Komiker holt 30 Prozent Politik-Neuling bei Ukraine-Wahl in Führung
31.03.2019, 19:15 Uhr
Erst vor wenigen Monaten geht Wladimir Selenski in die Politik. Der Schauspieler entschließt sich, bei den Präsidentenwahlen in der Ukraine Amtsinhaber Poroschenko herauszufordern. Im ersten Wahlgang lässt der diesen weit hinter sich.
Bei der Präsidentenwahl in der Ukraine liegt der Schauspieler Wladimir Selenski Nachwahlbefragungen zufolge vorn. Selenski kommt demnach auf 30,4 Prozent. Amtsinhaber Petro Poroschenko folgt auf Platz zwei mit 17,8 Prozent. Selenski und Poroschenko treten damit am 21. April zur Stichwahl an, wie ein Zusammenschluss aus drei Meinungsforschungsinstituten in Kiew kurz nach Schließung der Wahllokale mitteilte.
Selenski, der erst zu Jahresbeginn auf der politischen Bühne auftauchte, hatte bereits in Umfragen vor Poroschenko gelegen. Chancen waren auch der früheren Regierungschefin Julia Timoschenko eingeräumt worden. Sie erhielt 14 Prozent und kam auf Platz drei.
Für einen Sieg hätte einer der Bewerber in der ersten Wahlrunde mindestens 50 Prozent der Stimmen erhalten müssen. Dann wird sich zeigen, ob die Wähler tatsächlich einen Wechsel an der Staatsspitze wollen oder dies Ergebnis nur ein deutlicher Denkzettel an die herrschende Elite ist. Poroschenko nannte das Ergebnis dann auch eine "harte Lehre". Er habe "klar das Signal der Gesellschaft vernommen". Er warnte vor dem Komiker, den er als Kandidaten Russlands bezeichnete.
Selenski spielt in der Fernsehserie "Diener des Volkes" einen Lehrer, der unverhofft zum Präsidenten wird. Kritiker werfen dem 41-Jährigen vor, auch im echten Leben fehle ihm politische Erfahrung. Der Komiker, der vor allem bei jungen Wählern beliebt ist.
Poroschenko will junge Leute ansprechen
Der 53-jährige Poroschenko regiert die Ukraine seit den Maidan-Protesten im Jahr 2014. Nach dem Sturz seines kremltreuen Vorgängers Viktor Janukowitsch versprach er, die Ukraine stärker am Westen auszurichten, gegen Korruption vorzugehen und den bewaffneten Konflikt im Osten zu beenden. Der Konflikt schwelt jedoch weiter, die Korruption ist allgegenwärtig.
Viele der rund 30 Millionen Wahlberechtigten werfen Poroschenko heute vor, den Krieg im Osten des Landes nicht beendet und die Armut verschärft zu haben. Er versprach, nach der Wiederwahl die abtrünnigen Gebiete Donezk und Luhansk sowie die von Russland annektierte Halbinsel Krim zurückzuholen.
Deshalb wolle er vor der Stichwahl am 21. April einen "harten Dialog" mit denen führen, die er nicht überzeugen konnte. Besonders mit jungen Menschen wolle er reden. "Sie sehen Änderungen im Land, aber Sie möchten dass diese schneller, tiefer und qualitativer sein werden", sagte Poroschenko.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa