Nach U-Bahn-Anschlag in London Polizei gelingt "bedeutsame Festnahme"
16.09.2017, 11:52 Uhr
Die britische Polizei nimmt nach mit dem Bombenanschlag auf eine Londoner U-Bahn einen Verdächtigen fest. Der 18-Jährige geht den Ermittlern im südenglischen Dover ins Netz. Offenbar geht die Polizei jedoch davon aus, dass es mehrere Täter geben könnte.
Nach dem Bombenanschlag in der Londoner U-Bahn mit etwa 30 Verletzten ist der Polizei nach eigenen Angaben eine "bedeutende Festnahme" gelungen. In der südenglischen Hafenstadt Dover sei am Morgen ein 18-Jähriger wegen Terrorverdachts festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Der Verdächtige sei in einer örtlichen Polizeiwache und werde "zu gegebener Zeit" nach London verlegt, hieß es weiter.
Aus ermittlungstaktischen Gründen will die Polizei vorerst keine weiteren Angaben zu dem Verdächtigen machen. "Auch wenn wir über den erzielten Erfolg erfreut sind, dauert diese Ermittlung an und der Bedrohungsgrad bleibt bei kritisch", erklärten die Ermittler und deuteten weitere Einsätze gegen Verdächtige an. Die jüngste Festnahme werde "zu mehr Aktivitäten unserer Beamten führen".
In Sunbury in der Grafschaft Surrey südwestlich von London durchsuchten die Ermittler am Nachmittag eine Wohnung. Die Aktion stehe im Zusammenhang mit der Festnahme des 18-Jährigen, hieß es. Als Vorsichtsmaßnahme seien mehrere angrenzende Wohnungen evakuiert worden. Der Bereich sei weiträumig abgeriegelt worden.
Behörden erhöhen Terrorwarnstufe
Nach dem Anschlag vom Freitagmorgen hatten die Ermittler eine Großfahndung nach Verdächtigen eingeleitet. Es werde "Jagd auf Verdächtige" gemacht, hatte Scotland Yards Anti-Terror-Chef Mark Rowley erklärt. Die Polizeipräsenz werde am Wochenende in ganz Großbritannien stark erhöht. Auch das Militär solle zum Schutz von Einrichtungen und Bürgern eingesetzt werden. In Großbritannien gilt jetzt die höchste Terrorwarnstufe. Das heißt, ein unmittelbar bevorstehender Anschlag gilt als möglich.
Eine selbstgebaute Bombe war am Freitag in einer voll besetzten U-Bahn nahe der oberirdischen Haltestelle Parsons Green explodiert. Die IS-Terrormiliz reklamierte den Anschlag für sich. Die Haltestelle wurde am frühen Morgen wieder für den Betrieb freigegeben. Einzelheiten zur Bombe und zu den Verdächtigen wollte Rowley aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.
Polizei spricht von mehreren Tätern
Britische Medien spekulierten, die Polizei habe möglicherweise Hinweise auf mehrere Täter. Das gehe daraus hervor, dass konsequent die Rede nur von Verdächtigen, statt einem oder mehreren Verdächtigen sei. Einem Bericht des "Guardian" zufolge wurden bereits Video-Aufzeichnungen aus Überwachungskameras ausgewertet, auf denen zu sehen ist, wie der Bombenleger mit dem Sprengsatz in die U-Bahn einsteigt.
Der BBC zufolge soll es sich bei der Bombe um eine ähnliche Konstruktion handeln, wie beim Attentat in Manchester. Bei dem Anschlag im Mai waren 22 Menschen getötet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) drohte laut ihrem Sprachrohr Amak am Freitagabend mit weiteren Anschlägen. Scotland Yard warnte dennoch vor voreiligen Schlüssen.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP