Politik

Hunderte Touristen evakuiert Polizei in Peru nimmt über 200 Demonstrierende fest

Die Europäische Union verurteilte den "unverhältnismäßigen" Einsatz von Gewalt durch die peruanische Polizei.

Die Europäische Union verurteilte den "unverhältnismäßigen" Einsatz von Gewalt durch die peruanische Polizei.

(Foto: picture alliance / AA)

Bei den Protesten in Peru kommt es erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen: Mehr als 200 Demonstrierende werden festgenommen, ein weiterer Protestler stirbt, nachdem die Polizei das Feuer auf eine Menschenmenge eröffnet. Das Weltkulturerbe Machu Picchu wird geschlossen, Reisende werden evakuiert.

Inmitten erneut schwerer Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten bei Protesten gegen Perus Regierung im ganzen Land hat die Polizei eine Universität in Lima geräumt und mehr als 200 Personen festgenommen. Dies berichtete der peruanische Sender "RPP Noticias" unter Berufung auf den Oberstaatsanwalt Alfonso Barrenechea am Samstag (Ortszeit). Die Demonstrierenden seien aus den Städten Puno und Cusco im Süden des Andenstaats in die Hauptstadt gekommen, um an den Protesten gegen die Regierung von Übergangspräsidentin Dina Boluarte teilzunehmen.

Die Festgenommenen wurden demnach beschuldigt, illegal auf den Campus der Universidad Nacional Mayor de San Marcos eingedrungen zu sein, eine der wichtigsten und ältesten Universitäten Amerikas. Sicherheitskräfte durchbrachen während der Proteste mit einem Panzerfahrzeug das Tor der Universität San Marcos, um dort schlafende Demonstranten zu vertreiben. Zahlreiche Polizisten durchsuchten die Protestierenden und zwangen einige von ihnen, sich auf den Boden zu legen, wie Journalisten berichteten.

Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Peru rief die Polizei nach dem Einsatz zu Verhältnismäßigkeit auf. In einer Erklärung rief es die Regierung in Lima auf, einen "inklusiven Dialog unter Beteiligung der Zivilgesellschaft und der betroffenen Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten". Seit Beginn der Proteste im Dezember kamen in dem südamerikanischen Land bereits mehrere Dutzend Menschen ums Leben.

Nach Behördenangaben kam es zudem zu einem weiteren Todesfall: In der nahe dem Titicacasee gelegenen Stadt Ilave soll ein Demonstrant gestorben sein. In Onlinenetzwerken verbreiteten sich schnell Aufnahmen, die Polizisten auf dem zentralen Platz von Ilave dabei zeigen sollen, wie sie direkt auf eine Menger demonstrierender Indigener schießen. Lokalmedien zufolge setzten die Protestierenden daraufhin ein Polizeirevier in Brand. Zehn Menschen wurden nach Angaben des örtlichen Krankenhauses bei den Auseinandersetzungen verletzt.

Tourismus wird zunehmend beeinträchtigt

Die blutigen Proteste haben für den Tourismus in Peru schwere Folgen. So schloss das Kulturministerium nach einer Mitteilung "angesichts der aktuellen sozialen Lage in unserer Region" den Zugang zur berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu. Mehr als 400 gestrandete Touristen wurden nach Cusco gebracht, wie die peruanische Nachrichtenagentur "Agencia Andina" berichtete.

Das Auswärtige Amt in Berlin rät von nicht notwendigen Reisen nach Peru ab. Insbesondere von Reisen in die besonders von den Protesten betroffenen Regionen Cusco, Arequipa, Puno, Puerto Maldonado und Apurímac werde "derzeit dringend abgeraten", heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen zu Peru.

Der Tourismus ist für die peruanische Wirtschaft von erheblicher Bedeutung: Er macht zwischen drei und vier Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus, Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten sind im Fremdenverkehr tätig.

Die Demonstranten, viele aus dem armen Süden des Landes, fordern den Rücktritt von Übergangspräsidentin Boluarte, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo. Der frühere Dorfschullehrer wollte im Dezember einem Misstrauensvotum zuvorkommen und löste den Kongress auf. Das Parlament enthob ihn daraufhin des Amtes. Er wurde wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs festgenommen und sitzt in U-Haft.

Quelle: ntv.de, mbu/dpa/AFP

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