Direkt vorm Weißen Haus Polizisten greifen schon wieder Reporter an
02.06.2020, 18:16 Uhr
Polizisten griffen ein australisches Kamerateam direkt vorm Weißen Haus an.
(Foto: AP)
Bei den Protesten in den USA ist erneut ein Kamerateam Opfer einer Polizeiattacke geworden. Diesmal trifft es australische Journalisten vor dem Weißen Haus. Deren Regierung schaltet sich nun ein - genau wie der deutsche Außenminister.
Nach dem Angriff von US-Polizisten auf zwei australische Journalisten bei einer Demonstration vor dem Weißen Haus hat sich die Regierung in Canberra in den Fall eingeschaltet. Die australische Botschaft in Washington sei damit beauftragt worden, den Vorfall zu untersuchen, sagte die australische Außenministerin Marise Payne.
Ihre Regierung erwägt offenbar eine offizielle Beschwerde. Es werde geprüft, wie Australien die "große Sorge" über den Angriff gegenüber den zuständigen Behörden in Washington zum Ausdruck bringen könne, sagte Payne. Die beiden Mitarbeiter des australischen Senders 7News waren am Montag bei einer Protestkundgebung gegen Polizeigewalt und Rassismus nahe dem Weißen Haus von Polizisten gewaltsam zurückgedrängt worden.
Auf Live-Aufnahmen war zu sehen, wie ein Beamter die Reporterin Amelia Brace mit einem Schlagstock angreift und ein anderer Polizist ihren Kameramann Tim Myers ins Gesicht schlägt. Später wurden Brace und Myers nach eigenen Angaben außerdem mit Tränengas und Gummigeschossen attackiert. Der Vorfall löste Empörung in Australien aus.
Die Polizei war am Montag gewaltsam gegen friedliche Demonstranten auf dem Platz vor dem Weißen Haus vorgegangen, um US-Präsident Donald Trump den Besuch einer nahegelegenen Kirche zu ermöglichen.
Auch Maas will US-Behörden kontaktieren
Direkte Kritik an Trump äußerte Payne nicht. Die USA erlebten gerade "sehr schwierigen Zeiten", sagte sie dem Sender ABC. Ihre Regierung unterstütze das Recht auf friedlichen Protest und rufe alle Beteiligten zur Zurückhaltung und zum Gewaltverzicht auf. Der US-Botschafter in Australien, Arthur B. Culvahouse Jr., erklärte, seine Regierung nehme "die schlechte Behandlung von Journalisten ernst".
In den USA gibt es seit rund einer Woche Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus. Die Demonstrationen werden immer wieder von Ausschreitungen überschattet. Trump steht wegen seines Umgangs mit den Protesten in der Kritik. Am Montag drohte er angesichts der Unruhen mit dem Einsatz der Armee.
Auslöser der Proteste war der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch das brutale Vorgehen eines weißen Polizisten. Bei den Demonstrationen wurden in den vergangenen Tagen in mehreren US-Städten Reporter angegriffen, darunter auch ein Journalist des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle, der in Minneapolis vor laufender Kamera von der Polizei mit Gummikugeln beschossen worden war.
Bundesaußenminister Heiko Maas verurteilte Angriffe auf Journalisten während der Proteste. Mit Blick auf den Reporter der Deutschen Welle erklärte der SPD-Politiker, das Auswärtige Amt werde Kontakt mit den US-Behörden aufnehmen, um die genaueren Umstände des Vorfalls zu erfahren.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa