Drohung mit Abzug aus Bachmut Prigoschin: "Wagner wird aufhören zu existieren"
29.04.2023, 11:22 Uhr Artikel anhören
Äußerte mehrfach Kritik an der russischen Kriegsführung in der Ukraine: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Es ist nicht das erste Mal, dass Wagner-Chef Prigoschin mit provokanten Äußerungen auffällt. Die Ankündigung in einem Interview mit einem russischen Kriegsblogger verwundert jedoch sehr: Seine Söldnertruppe werde schon bald "Geschichte sein". Unklar ist, wie ernst er die Aussage meint.
Die russische Söldnergruppe Wagner, die den Bachmut-Angriff anführt, könnte nach Einschätzung ihres Gründers Jewgeni Prigoschin bald aufhören zu existieren. In einem Interview mit dem russischen Kriegsblogger Semen Pegow sagte der Wagner-Chef: "Wagner wird in kurzer Zeit aufhören zu existieren. Wir werden Geschichte sein, kein Grund zur Sorge, solche Dinge passieren."
Zudem drohte Prigoschin in dem Interview mit einem Abzug seiner Truppen aus Bachmut. Grund dafür seien die hohen Verluste aufgrund mangelnder Versorgung. "Jeden Tag haben wir stapelweise tausend Leichen, die wir in den Sarg packen und nach Hause schicken", sagte Prigoschin zu Pegow. Die Verluste seien wegen der fehlenden Artilleriemunition fünfmal so hoch wie nötig, klagte er.
Er habe einen Brief an Verteidigungsminister Sergej Schoigu verfasst, um schnellstens Nachschub zu erhalten. "Wird das Munitionsdefizit nicht aufgefüllt, sind wir gezwungen - um nicht nachher wie feige Ratten zu rennen - uns entweder organisiert zurück zu ziehen oder zu sterben", sagte der 61-Jährige. Ein Abzug würde ihm zufolge dazu führen, dass die Front auch an anderen Stellen einbreche.
Pegow postete das Interview daraufhin auf seinem Telegram-Kanal. Unklar ist jedoch, wie ernst Prigoschin seine Aussage meinte. Auf eine Bitte zur Stellungnahme von der Nachrichtenagentur Reuters reagierte er bisher nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass Prigoschin mit provokativen Aussagen wie dieser auffällt. Erst Anfang der Woche scherzte er, seine Söldner sollten aufhören, Bachmut zu beschießen, damit die ukrainischen Streitkräfte US-Journalisten die Stadt zeigen können. Dies zog er anschließend zurück.
In einem Video-Statement von Anfang dieser Woche behauptete der frühere Propagandist auch, man versuche, die Wagner-Gruppe zu schwächen, damit sie innenpolitisch nicht zu mächtig werde. Eines Tages, sagte Prigoschin, werde es einen Kampf um die Macht geben. Die Bedeutung von Privatarmeen werde daher zunehmen.
Die Wagner-Gruppe trägt nach eigenen Angaben die Hauptlast der seit Monaten anhaltenden Kämpfe um Bachmut im Donbass. Nach Ansicht von Experten hat Bachmut wenig strategischen Wert, dafür aber extrem an symbolischer Bedeutung gewonnen.
Quelle: ntv.de, spl/rts/dpa