Wegen fehlender Munition Prigoschin droht Wagner-Abzug aus Bachmut am 10. Mai an
05.05.2023, 10:25 Uhr
Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, droht einen Rückzug seiner Truppen aus Bachmut für den 10. Mai an. Grund sei ein Mangel an Munition, an dem das Verteidigungsministerium in Moskau schuld sei, teilt Prigoschin mit.
Nach andauerndem Streit um den Nachschub an Munition kündigt der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner den Rückzug seiner Kämpfer am 10. Mai aus der Stadt Bachmut an. Jewgeni Prigoschin gibt dem Verteidigungsministerium in Moskau schuld daran. Seine Söldner-Truppe werde sich deswegen in Nachschublager zurückziehen und ihre Stellungen an die russische Armee übergeben.
Konkret erläutert Prigoschin in einem längeren Video, wie seine Söldner-Gruppe bereits im März 2022 aufgefordert wurde, in den Krieg einzutreten. Nach einigen Erfolgen im Osten der Ukraine wurde im Oktober beschlossen, die Stadt Bachmut in der Region Donezk zu erobern, allerdings hätten seine Kämpfer auch ein weiteres Vordringen der ukrainischen Gegenoffensive im Norden verhindert, behauptet Prigoschin. Im Anschluss seien seine Söldner jedoch bei der Militäradministration in Ungnade gefallen, so sein Vorwurf. Das hätte sogar so weit geführt, dass sie kein weiteres Personal hätten rekrutieren dürfen und, dass die gelieferte Munition immer weiter gekürzt wurde. Ab 1. Mai, so Prigoschin, wurde praktisch gar kein Nachschub mehr gewährt.
Trotz Munitionsmangels und angeblicher ukrainischer Übermacht würden seine Söldner dennoch bis zum 10. Mai weiterkämpfen, damit Russland am 9. Mai seinen "heiligen Feiertag", den "Tag des Sieges" feiern könne. Dann würde die Gruppe ihre Stellungen an die russische Armee übergeben und sich in ein Lager zurückziehen, so Prigoschin weiter. Er beschließt sein Video mit dem Vorwurf, die Militärführung würde das russische Volk des Sieges berauben. Das Volk hingegen könne auf ihn und seiner Männer immer zählen.
Die russische Armee ist seit einiger Zeit mit Spezialeinheiten in der Region um Bachmut präsent. Allerdings kam den Soldaten bisher eher die Aufgabe zu, die Angriffe der Wagner-Kämpfer zu flankieren, statt in der Innenstadt Haus um Haus zu erobern. Zudem ist unwahrscheinlich, dass die russische Armee in der Region über ähnlich viele Kämpfer verfügt, wie sie die Wagner-Gruppe aufbieten konnte.
Experten erkennen hinter der Ankündigung eher eine PR-Kampagne Prigoschins. Es wird angenommen, dass die russische Militärführung dem Abzug nicht zustimmen wird. Faktisch müsste sie das aber tun. Das durch den Söldner-Chef stets angeführte Munitionsproblem sei nicht so groß, wie Prigoschin behauptet, schreibt etwa der Journalist Denis Trubetskoy auf Twitter unter Berufung auf die ukrainischen Truppen vor Ort. Zudem würden viele Waffen und Artillerie, die von der Söldner-Gruppe eingesetzt würden, dem russischen Militär gehören.
Ähnlich sieht es der politische Analyst, Alexander Dubowy. Nach seiner Einschätzung strickt Prigoschin mit seiner Ankündigung an einer Art "Dolchstoßlegende". Die russische Militärführung wäre demnach schuld daran, wenn Russland der "Sieg gestohlen" würde. So wolle Prigoschin im nationalistischen Lager punkten und sich als deren Führungsfigur darstellen.
Quelle: ntv.de, als/rts