Schuld seien aber die "Nazis" Putin macht "radikale Islamisten" für Anschlag verantwortlich
25.03.2024, 19:03 Uhr
Der Westen würde von dem Anschlag bei Moskau profitieren, behauptet der russische Machthaber Putin.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Der IS reklamiert mehrfach den Anschlag in einer Konzerthalle bei Moskau für sich. Erst jetzt, drei Tage nach dem Angriff, macht auch Wladimir Putin "radikale Islamisten" für die Tat verantwortlich. Er ist aber weiterhin davon überzeugt, der Westen und die Ukraine hätten ihre Finger im Spiel.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat "radikale Islamisten" für den Angriff in einem Konzertsaal bei Moskau verantwortlich gemacht. "Wir wissen, dass das Verbrechen von radikalen Islamisten begangen wurde", sagte Putin bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen. "Wir wissen nun, wessen Hände dieses Verbrechen gegen Russland und sein Volk verübten, jetzt wollen wir wissen, wer der Auftraggeber ist". Nach dem Anschlag hätten die Attentäter versucht, in die Ukraine zu fliehen und es stelle sich die Frage, warum das so sei: "Wer hat sie dort erwartet?", fragte Putin.
Den Anschlag am vergangenen Freitag hatte bereits mehrfach die Terrormiliz Islamischer Staat für sich reklamiert. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hinter dem Anschlag. Die russische Propaganda versucht indes, einen angeblichen Zusammenhang zur Ukraine herzustellen. Gegen das Land führt Russland seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg. Beweise für diese Behauptung gibt es aber keine. Die ukrainische Führung hat die Vorwürfe zudem strikt zurückgewiesen.
Der Anschlag sei ein Akt der Einschüchterung gewesen, sagte der Kremlchef weiter. "Und es stellt sich sofort die Frage: Wer profitiert davon?", fragte er. Putin behauptete, dass diese "Gräueltat möglicherweise nur ein Glied in einer ganzen Reihe von Versuchen derjenigen ist, die sich seit 2014 durch die Hände des neonazistischen Kiewer Regimes im Krieg mit unserem Land befinden." Der Kreml behauptet immer wieder, in der Ukraine nicht gegen die Ukrainer, sondern gegen den Westen zu kämpfen. "Und die Nazis waren bekanntlich noch nie zimperlich, wenn es darum ging, die schmutzigsten und unmenschlichsten Mittel einzusetzen, um ihre Ziele zu erreichen. Gerade heute, wo ihre angepriesene Gegenoffensive völlig gescheitert ist, wird dies von allen anerkannt, es ist unbestritten", sagte Putin weiter.
Putin zweifelt an Motiv
Putin äußerte zudem Zweifel daran, dass islamistische Organisationen Interesse daran hätten, Russland anzugreifen, vor allem während des Ramadans. "Wie kommen radikale Islamisten, die sich als gläubige Muslime ausgeben und sich zum sogenannten reinen Islam bekennen, dazu, während des heiligen Monats Ramadan, der allen Muslimen heilig ist, schwere Gräueltaten und Verbrechen zu begehen?". Es bleibe auch abzuwarten, "ob radikale und terroristische islamische Organisationen wirklich daran interessiert sind, Russland anzugreifen, das heute für eine gerechte Lösung des eskalierenden Nahostkonflikts steht".
Vier Angreifer waren am Freitagabend in die voll besetzte Crocus City Hall im nordwestlich gelegenen Moskauer Vorort Krasnogorsk eingedrungen und hatten dort das Feuer eröffnet. Nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees vom Sonntag wurden mindestens 139 Menschen getötet, darunter drei Kinder.
Am Sonntag hatte die russische Justiz zweimonatige Untersuchungshaft für vier Beschuldigte angeordnet. Nach Berichten russischer Staatsmedien sollen alle tadschikische Staatsbürger sein. Zwei von ihnen hätten sich schuldig bekannt, erklärte das Gericht. Am heutigen Montag kamen drei weitere Männer in Untersuchungshaft.
Quelle: ntv.de, uzh/hny/AFP