Auch Obama trifft den Kreml-Chef Putin und Poroschenko wollen Waffenstillstand
06.06.2014, 14:11 Uhr
Im Beisein von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Hollande treffen sich erstmals Russlands Präsident Putin und der designierte ukrainische Staatschef Poroschenko. Es könnte der Anfang einer Entspannung zwischen Moskau und Kiew sein. Auch Obama schaltet sich ein.
Am Rande der Feiern zum 70. Jahrestag der Alliierten-Landung in Frankreich sind erstmals Russlands Präsident Wladimir Putin und der designierte ukrainische Staatschef Petro Poroschenko zusammengetroffen. Beide hätten sich die Hände gegeben und sich "vollkommen normal unterhalten", heißt es aus dem Umfeld des französischen Präsidenten Francois Hollande. Es sei vereinbart worden, in den kommenden Tagen über "die Modalitäten eines Waffenstillstandes" zu beraten. Das Treffen dauerte etwa eine Viertelstunde und fand auf dem Weg in den Bankettsaal des Schlosses von Bénouville statt, wo sich über 20 Staats- und Regierungschefs zum Mittagessen treffen.
Im selben Rahmen traf auch US-Präsident Barack Obama mit Putin zusammen. Das Weiße Haus spricht von einem "informellen Treffen". Der Kreml teilte dazu mit: "Obwohl das kein eigens angesetztes Treffen war, hatten die Staatsoberhäupter die Möglichkeit, ihre Meinungen über die Lage in der Ukraine auszutauschen – und auch über die Krise in der Ostukraine." Putin und Obama hätten sich für ein rasches Ende aller militärischen Handlungen ausgesprochen. Merkel und der russische Präsident standen nachher beisammen und diskutierten weiter. Auch mit Poroschenko, der am Vorabend noch in Berlin gewesen war, sprach Merkel mehrfach.
Zuvor hatte sich Putin mit Merkel in Deuville getroffen und über die Ukraine-Krise beraten. Merkel sagte dabei, dass nach der international anerkannten Präsidentschaftswahl jetzt die Zeit genutzt werden müsse, um eine Stabilisierung der Lage insbesondere in der Ostukraine zu erreichen. Russland müsse seiner großen Verantwortung gerecht werden. So teilt es das Bundeskanzleramt mit. "Putin und Merkel haben sich voll und ganz auf die ukrainischen Angelegenheiten konzentriert – auf die Suche nach einer ukrainischen Lösung", sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow, der bei dem Treffen anwesend war. Auf die Frage, ob es auch um Meinungsverschiedenheiten gegangen sei, sagte er: "Genau dem war das Gespräch gewidmet."
Dieses Gespräch dauerte knapp eine Stunde. Zuvor gab es Gerüchte aus Russland, dass dabei ein Plan auf dem Tisch liegen sollte, um die schwerste Sicherheitskrise in Europa nach Ende des Kalten Krieges zu entschärfen. Davon war aus Deutschland oder nach dem Gespräch nichts mehr zu hören. Ob es dort einen Fortschritt gab, ist also unklar.
Handschlag nicht verweigert
Die Gespräche rund um die D-Day-Feiern sind Putins erste Gespräche mit westlichen Staats- und Regierungschefs seit der Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim durch russische Truppen. Einzige Ausnahme war ein Treffen Putins mit dem Schweizer Präsidenten Didier Burkhalter in dessen Funktion als OSZE-Präsident. Am Donnerstagabend war dann der britische Premierminister David Cameron mit Putin zusammengekommen. Cameron verweigerte Putin bei der Begrüßung den Handschlag. Merkel grüßte Putin dagegen förmlich mit einem Händeschütteln.
Beim Familienfoto sorgte das französische Protokoll für eine gewisse Distanz zwischen Putin und US-Präsident Barack Obama. Beide waren jeweils von europäischem Hochadel eingerahmt. Neben Obama nahmen die britische Königin Elizabeth II. und König Harald V. von Norwegen Aufstellung. Putin wurde von Königin Margarethe II. von Dänemark und Großherzog Henri von Luxemburg eingerahmt. Beim Mittagessen im Schloss wurde eine ähnliche Sitzordnung beibehalten.
Allein am 6. Juni 1944 waren 3000 französische Zivilisten getötet worden, unter anderem durch die Bomben der Alliierten. Bis zum Ende der wochenlangen Schlacht an der nordfranzösischen Küste Ende August waren es fast 20.000 zivile Opfer.
Quelle: ntv.de, che/AFP/dpa/rts