"Ukraine vom Nazidreck befreien" Putins vulgäre Grußbotschaft zum 8. Mai
08.05.2022, 15:28 Uhr
Der russische Präsident Putin Ende April.
(Foto: via REUTERS)
Sogar im offiziellen Grußtelegramm zum Ende des Zweiten Weltkriegs kommt der Kreml-Chef nicht ohne Beschimpfungen aus: Russische Soldaten befreiten gerade die Ukraine vom "Nazidreck". Den überfallenen Nachbarn wünscht Putin eine "friedvolle und gerechte Zukunft".
Überschattet von Russlands Krieg gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin den Führungen mehrerer Ex-Sowjetrepubliken sowie der ostukrainischen Separatistengebiete zum 77. Jahrestag des Weltkriegsendes gratuliert. Die westlichen Alliierten der damaligen Anti-Hitler-Koalition sowie die Regierungen der Ukraine und Georgiens ignorierte er. "Heute ist es gemeinschaftliche Pflicht, die Wiedergeburt des Nazismus zu verhindern, der so viel Leid über die Menschen verschiedener Länder gebracht hat", heißt es in der Grußbotschaft, die auf der Kreml-Webseite veröffentlicht wurde.
"Wie 1945 wird der Sieg unser sein", sagte Putin weiter. "Heute kämpfen unsere Soldaten wie ihre Vorfahren Schulter an Schulter für die Befreiung ihrer Heimat vom Nazidreck." In einer an die Ukrainer gerichteten Passage sagte Putin: "Leider erhebt der Nationalsozialismus heute wieder sein Haupt. Unsere heilige Pflicht ist es, die ideologischen Erben derer, die besiegt wurden", daran zu hindern, sich "ihre Revanche" zu verschaffen. Allen Bewohnern der Ukraine wünsche er eine "friedvolle und gerechte Zukunft".
Selenskyj sieht die Nazis in Moskau
Russland hatte am 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und ihn, ohne Belege zu liefern, mit einer angeblich nötigen "Entnazifizierung" des Nachbarlandes begründet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederum verglich in einer Videobotschaft den russischen Angriff auf sein Land mit dem Überfall der Wehrmacht 1941 auf die Sowjetunion.
Putins Schreiben ging unter anderem an die Regierungen von Armenien, Aserbaidschan und Belarus sowie an mehrere zentralasiatische Ex-Sowjetrepubliken. Neben den ostukrainischen Separatistengebieten Donezk und Luhansk, die Moskau Ende Februar unter heftigem internationalen Protest als unabhängig anerkannt hatte, gratulierte Putin auch den von der Südkaukaus-Republik Georgien abtrünnigen Gebieten Abchasien und Südossetien. Das ukrainische und das georgische Volk erwähnte er zwar auch - nicht aber deren Regierungen. Gegen Georgien hatte Russland 2008 Krieg geführt.
Russland feiert am 9. Mai traditionell den Sieg über Nazi-Deutschland. Für Montag ist in Moskau zu diesem Anlass eine große Militärparade geplant.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP