Explosionen in Sewastopol Raketen treffen Hauptquartier der Schwarzmeerflotte
22.09.2023, 14:16 Uhr Artikel anhören
Nach dem schweren Raketenangriff auf eine russische Werft in Sewastopol, treffen Marschflugkörper nun das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in der Hafenstadt auf der Krim. Nach Angaben der Besatzer brennt es in dem Gebäude. Videos in den sozialen Netzwerken zeigen dichte Rauchschwaden.
Der Stab der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol ist nach offiziellen Angaben von der Ukraine mit Raketen beschossen worden. Das teilte der von Moskau ernannte Besatzungschef der Hafenstadt, Michail Raswoschajew, mit. "Das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte ist bei einem feindlichen Raketenangriff getroffen worden", schrieb Raswoschajew auf Telegram.
In dem Gebäude sei daraufhin ein Feuer ausgebrochen. Er machte keine Angaben zu den Schäden und möglichen Opfern, warnte aber vor weiteren möglichen Angriffen. Nach Angaben des russischen Besatzungschefs der Krim, Sergej Aksjonow, schoss das russische Luftabwehrsystem einen Marschflugkörper über der Halbinsel ab. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau wurde ein Soldat bei dem Angriff getötet.
Parallel zum Einschlag im Stab der Schwarzmeerflotte in der Hafenstadt Sewastopol hatten soziale Medien auch von Explosionen in anderen Teilen der Halbinsel berichtet. So kursierten Fotos von größeren Rauchschwaden nahe der Ortschaft Poschtowe zwischen der Hauptstadt Simferopol und Bachtschyssaraj. Laut Aksjonows Berater Oleg Krjutschkow handelt es sich dabei allerdings nur um trockenes Gras, das nach dem Absturz von Raketentrümmern in Brand geraten sei.
In sozialen Netzwerken kursierten Fotos und Videos, die dicke Rauchschwaden über dem Gebäude in Sewastopol zeigten. Der oppositionelle Telegram-Kanal Crimeanwind berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von mehreren schweren Explosionen. Auf einem Foto waren zudem Schäden am Gebäude zu erkennen.
Nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS lagen nach dem Angriff Trümmer noch mehrere Hundert Meter entfernt vom Einschlag. Eine große Anzahl an Krankenwagen sei zum Unglücksort unterwegs gewesen, hieß es. Die Behörden sperrten das Zentrum der Hafenstadt und baten Anwohner, ihre Häuser nicht zu verlassen oder den nächstgelegenen Schutzkeller aufzusuchen.
Auf Raketenangriff folgt Cyberattacke
Zudem soll es nach russischen Angaben eine "beispiellose" Cyberattacke auf die Krim gegeben haben. Der Cyberangriff richte sich demnach gegen die Internetdienstleister auf der Halbinsel, teilte ein Berater des Gouverneurs der Krim im Onlinedienst Telegram mit, ohne direkt einen Zusammenhang zwischen den beiden Angriffen herzustellen. "Wir sind dabei, die Internet-Pannen auf der Halbinsel zu beheben."
Russland hatte die Krim 2014 besetzt und völkerrechtswidrig annektiert. Kiew hat wiederholt betont, die Halbinsel zurückerobern zu wollen. Die russische Schwarzmeerflotte ist im Hafen von Sewastopol stationiert. Schiffe dieser Flotte beschießen regelmäßig mit Raketen Ziele im Süden der Ukraine - vor allem Hafenanlagen und Getreidelager. Sewastopol hat für Russland auch große symbolische Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg gab es schwere Schlachten um den Ort. Sewastopol erhielt nach dem Krieg den Status Heldenstadt.
In den vergangenen Tagen hatte die Ukraine mehrfach Ziele auf der Krim erfolgreich mit Drohnen und Marschflugkörpern attackiert. Am 13. September wurden bei einem Angriff auf den Hafen von Sewastopol das U-Boot "Rostow am Don" sowie das Landungsschiff "Minsk" schwer beschädigt. Einen Tag später soll Angaben aus Kiew zufolge auch eine moderne Flugabwehreinheit vom Typ S-400 vernichtet worden sein.
Ende August meldete der ukrainische Geheimdienst die Zerstörung eines Systems vom Typ S-400 "Triumph" auf der Landzunge Tarchankut. Das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte wurde bereits im vergangenen Sommer durch eine Drohne beschädigt.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa