Nach Ben Gvirs Tempelberg-Besuch Raketenstart aus Gaza scheitert
04.01.2023, 02:41 Uhr
Mitglieder palästinensischer Fraktionen verurteilen den Tempelberg-Besuch auf einer Pressekonferenz in Gaza-Stadt.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Israels neuer Sicherheitsminister kommt mit Polizeibegleitung auf den Tempelberg und provoziert damit militante Palästinenser. Die sprechen von einem kommenden "Religionskrieg". Beim ersten Raketenabschuss aus dem Gazastreifen gibt es aber einen Fehlstart.
Nach dem umstrittenen Tempelberg-Besuch des neuen israelischen Polizeiministers haben militante Palästinenser im Gazastreifen versucht, eine Rakete in Richtung Israel abzufeuern. Der Start der Rakete am Dienstagabend sei aber fehlgeschlagen, teilte Israels Armee mit. Sie sei noch über dem Gazastreifen niedergegangen. Berichte über Verletzte oder gar Tote gibt es bislang nicht.
Trotz Warnungen hatte Israels neuer Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, am Dienstagmorgen den Tempelberg in Jerusalem besucht. Militante Palästinensergruppen im Gazastreifen sprachen von einer "gefährlichen Eskalation und Provokation" und warnten vor einem "Religionskrieg" in der Region. Sie riefen Palästinenser im Westjordanland dazu auf, Konfrontationen mit der israelischen Armee zu verschärfen, "um die Al-Aksa-Moschee zu schützen".
Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstöße. Ben Gvir hatte diese Vereinbarung als "rassistisch" und als Diskriminierung gegen Juden kritisiert.
Palästinenser werfen Israel vor, es wolle seine Kontrolle über die heilige Stätte ausweiten. In den USA sorgte der Besuch für Irritationen. Man erwarte von dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, dass er sich an seine Wahlversprechen halte, den Status quo beizubehalten, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Auch aus Frankreich, Saudi-Arabien und vielen weiteren Ländern kam Kritik. Kritiker sehen in Ben Gvir von der rechtsextremen Ozma Jehudit einen politischen Brandstifter, vor allem mit Blick auf die Palästinenser. Er ist Teil der neuen rechts-religiösen Regierung Benjamin Netanjahus.
Quelle: ntv.de, ino/dpa